Doppelbindungen und paradoxes Kommunikationsverhalten
   
  Theorieinput
   
1. Voraussetzung ist, dass die Personen in einer engen emotionalen Beziehung zueinander stehen, vornehmlich in einem Abhängigkeitsverhältnis.
   
2. Es werden, meist in unterschiedlichen Medien, unterschiedliche Informationen gegeben, die in ihrem Kern eine Paradoxie enthalten (zwei Bestandteile, die sich gegenseitig negieren bzw. unvereinbar sind). Das kann eine Handlungsaufforderung sein, aber auch eine Aussage zu und über die Person ('Ich-Du-Definition').
 

 

Beispiele:
   
Sie sagen zu Ihrem Kind "Ich habe dich lieb", wenden sich aber gleichzeitig dauernd von ihm ab, behandeln es also gegenteilig.
Oder Sie sagen "Lass dir Zeit für die Hausaufgaben, für ...", während Sie selbst herumhetzen und sich ständig beeilen. Dann drücken Sie mit Ihrem Handeln eigentlich folgendes aus: "Tu nicht, was ich tue, sondern tu, was ich sage!". Sie geben damit also ein inkongruentes Beispiel.
   
Kinder werden diese inkongruente Botschaft ignorieren - sie können sie nicht einordnen und spalten den verbalen Teil ab - d. h. sie verhalten sich entsprechend der nonverbalen Botschaft bzw. werden diesen Teil der Information für den 'wahren' halten.

 

 
3. Ein weiteres konstitutives Moment des 'double-bind' ist, dass man nicht darauf reagieren kann. Kinder müssen sich verhalten zu der Person, von der sie abhängig sind. Da das aber in adäquater Weise nicht geht, weil die Mitteilung paradox ist, kommt es entweder zu pathologischer Kommunikation oder zur Abspaltung einer Botschaft (Kind tut nicht, was Sie sagen).
Letzteres ist zwar für das Individuum eine 'gesunde' Verhaltensweise, aber es ist leicht vorstellbar, dass daraus nachhaltig Konflikte und Kommunikationsstörungen resultieren, wenn die in der Beziehung entsprechend 'höher' stehenden Personen nicht in der Lage sind, die widersprüchliche Botschaft bei sich selbst zu verankern, und eine Metakommunikation über die Interaktion entsteht.
 

 
 

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