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Einseitige Empfangsgewohnheiten (Schulz von Thun) |
Einseitiger Empfang auf dem Sachohr kann zum Beispiel zu folgendem Dialog zwischen Mutter und ihrer Tochter führen: |
Mutter: |
"Und zieh dir 'ne Jacke über, ja! - Es ist kalt draußen."
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Tochter (in patzigem Tonfall): |
"Warum denn? Ist doch gar nicht kalt!"
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Mutter: |
"Aber Moni, wir haben nicht einmal 10 Grad, und windig ist es auch."
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Tochter (heftig): |
"Wenn du mal auf das Thermometer geguckt hättest, dann wüsstest du, dass es sehr wohl 10 Grad sind - es sind sogar 11,5 Grad."
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Die Beziehungsbotschaft und die Selbstoffenbarungsbotschaft liegen
oft nah beieinander. Gerade in Beziehungsbotschaften kann ein hoher Anteil
an Selbstoffenbarung stecken. Beispiel für eine solche Nachricht eines
Seminarleiters an die Seminarteilnehmer:
Die Beziehungsbotschaft dieser Nachricht an die Seminarteilnehmer könnte lauten:
Und darauf reagiert man dann verständlicherweise gekränkt. Auf der anderen Seite könnte hinter dieser Nachricht auch die Selbstoffenbarung des Referenten stecken, dass er schlicht und einfach nicht weiß, ob er den Sachinhalt klar und verständlich darbringt. Wer diese Selbstoffenbarungsbotschaft versteht, hat natürlich keinen Grund, gekränkt oder beleidigt zu reagieren. Die Gefahr eines einseitigen Empfangs auf dem Selbstoffenbarungsohr ist dagegen, dass man nichts mehr auf sich bezieht. Wird man kritisiert, dann ist das das Problem des Gegenübers und nicht das eigene. Was auch immer der andere sagt, man wird immer nach den tieferen Beweggründen des Senders forschen und landet im Extrem bei dem Motto: "Wer auf mich böse oder anderer Meinung ist, der offenbart sein krankes Hirn". Mit einer solchen Einstellung kann einen nichts mehr betreffen oder gar bekümmern. Appellohrige Empfänger sind solche Menschen, die es kaum abwarten können, den Appell in einer Nachricht zu hören und ihn auch sofort zu befolgen. Als Beispiel bietet sich die Mutter an, die, kaum dass der Familienvater in die Richtung der Kaffeekanne guckt, schon fragt, ob er noch Kaffee habe, ob sie ihm noch welchen einschenken solle, und dabei schon aufgesprungen ist, um die Kaffeekanne zu holen. Wer immer derart auf dem Appellsprung ist, hat oft wenig Gespür für seine eigenen Bedürfnisse und ist permanent damit beschäftigt, die anderen zu beobachten, um deren Wünsche möglichst noch vor ihnen selbst zu erkennen. Das Erkennen der eigenen Wünsche kommt dabei dann zu kurz. |