Fließtext Moderation mit Metaplantechnik
 

Die Metaplantechnik ist ein typischer Vertreter jener neuen Generation von soft-technology, die der Verbesserung der Informationsverarbeitung in kleineren Gruppen dient. Im Gegensatz zu den Massenmedien, die die gesellschaftliche Informationsverarbeitung optimieren, will die Metaplantechnik die direkte Kommunikation in Gruppen beeinflussen.
Moderatoren steuern die Gruppenarbeit. Vermutlich gelingt die Moderation am besten, wenn die Gruppenarbeit als ein kollektiver Entscheidungsprozess aufgefasst werden kann.
Die bekannteste Moderationsmethode ist die Metaplan-Technik. Ihre Hauptleistung ist es, die individuelle Informationsverarbeitung in den verschiedenen Phasen einer Gruppenarbeit sozial verfügbar zu machen. Sie tut dies im wesentlichen dadurch, dass sie die individuellen Meinungen, Informationen, Programme, Zielvorstellungen usw. in das sprachliche und dann weiter in das schriftsprachliche Medium übersetzt. Sie nötigt also zur Symbolisierung und zur Visualisierung. In diesem Prozess werden die psychischen Informationen der einzelnen Gruppenmitglieder notwendigerweise sozialisiert und transformiert: von unklaren Gefühlen und Vorstellungen in mehr oder weniger abstrakte Begriffe übersetzt; komplexe Gedankengänge werden auf Halbsätze verkürzt, vielfältige Informationen und Überlegungen auf wenige Kernaussagen kondensiert usf. Dieser Prozess der Verschriftsprachlichung entpersönlicht die Aussagen. Dieser Effekt ist von den Anhängern der Metaplan-Technik gewollt. Er wird als eine Konzentration auf die Sachebene unter Hintanstellung der Beziehungsebene begrüßt.
Dadurch, dass die Informationen und die Gedankengänge der einzelnen Teilnehmer auch allen übrigen Gruppenmitgliedern in geeigneter Form schriftlich vor Augen geführt werden, ergibt sich die Möglichkeit, tatsächlich kollektiv an Problemlösungen zu arbeiten, die Ressourcen aller Beteiligten zu berücksichtigen und zu nutzen. Die Visualisierung erleichtert die Metakommunikation und damit auch die Konfliktbearbeitung in der Gruppe; unterschiedliche Meinungen werden sichtbar und damit auch thematisierbar. So gesehen ermöglicht die Metaplan-Technik Selbstthematisierungen und eröffnet damit vielen sozialen Systemen eine sonst kaum genutzte Kooperationsebene.

Diese Leistung wird von vielen Trainern herausgestellt: "Moderation ist eine Methode, die den Prozess in Gruppen und Organisationen im Sinne von mehr Offenheit, Akzeptanz und Kommunikation fördert." 1) Die meisten sozialen Systeme müssen eine solche Kooperationsform lernen. K. Klebert, E. Schrader und G. Straub, die ein noch immer grundlegendes Werk zur Moderationsmethode geschrieben haben, sagen denn auch über ihre Motive: "Eines Tages begriffen wir: es war nicht unbedingt so, dass die Menschen einander nicht beteiligen wollen, sondern sie können es nicht. Es gab kein Verhalten und keine Technik, die es ermöglichte; alle kannten nur zwei Modelle, Vortrag und Diskussion, Lehrer und Diskussionsleiter." 2)

Die Metaplan-Technik versteht sich nun als ein alternatives Modell für Entscheidungsprozesse und andere Kommunikationsformen in Gruppen. Sie geht dabei, wie die anderen Moderationstechniken auch, von einem partnerschaftlichen Verhältnis der Teilnehmer aus. Alle Teilnehmer sind gleichberechtigte Sensoren, Prozessoren, Reflektoren und Effektoren. Parallelverarbeitung von Informationen setzt nicht nur eine gemeinsame Umwelt, die durch die Verschriftlichung und die Metaplanwände erreicht wird, sondern auch eine strukturelle Ähnlichkeit der Beteiligten informationsverarbeitenden Systeme voraus.

 

Leitfaden: Leitfaden - Moderation
 
1)  F. Decker: Gruppen moderieren - eine Hexerei? Die neue Team-Arbeit. Ein Leitfaden für Moderatoren zur Entwicklung und Förderung von Kleingruppen. München 1988, S. 17.
2)  Klebert, K./Schrader, E./Straub, G.: Moderationsmethode. Geisel - Bullach 1980, S. 2.>

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