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Schwächen der Trendextrapolation und der historischen Analogiebildung (Ropohl) |
"Für die Prognose technischer Entwicklungen und ihrer möglichen
Folgen darf man sich freilich nicht auf Tendenzen beschränken, die der
Qualität nach bereits bekannt sind und lediglich in ihren zukünftigen
quantitativen Verlaufsformen abgeschätzt zu werden brauchen. Oft sind es
gerade völlig neue Qualitäten, die der soziotechnischen Entwicklung eine
überraschende Wendung geben, und solche neuen Qualitäten dürften sich
einem Berechnungskalkül und einer systematischen Abfrageprozedur nur schwer
erschließen. 'Erfindungen können nur vorausgesagt werden, indem man diese
Erfindungen selbst macht.' (Pfeiffer, Werner: Allgemeine Theorie der
technischen Entwicklung. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht) 1971, S.
113, Anm. 11). Dann aber bedarf die Prognose neuer Qualitäten der gleichen
Kreativität wie die Erfindung des Neuen." (S. 442)
"Der Trendextrapolation verwandt ist die historische Analogiebildung, die von einer vergleichbaren früheren Entwicklung auf den zu erwartenden Verlauf einer zukünftigen Entwicklung schließt. Die Vergleichbarkeit wird damit begründet, dass es sich um gleiche, lediglich zeitversetzte Erscheinungen in verschiedenen Erstreckungsbereichen handelt - z. B die Verbreitung von Computern in den USA und in einem europäischen Land - oder dass die vorherzusagende Entwicklung wegen einer bestimmten Verwandtschaft als eine Art Wiederholung der früheren Entwicklung im gleichen Erstreckungsbereich verläuft - z. B. die Verbreitung von Spülmaschinen im Vergleich zur früheren Verbreitung von Waschmaschinen im selben Land. Außer der allgemeinen Problematik von Trendextrapolationen erhebt sich hier zusätzlich die Frage, ob die angenommene Vergleichbarkeit tatsächlich in zureichendem Maße gegeben ist." (a. a. O.) Insgesamt kommt Ropohl in seiner Sichtung der vorliegenden Ansätze und Ergebnisse der Technikfolgenabschätzung zu dem Ergebnis, dass "die Technikbewertung in wissenschaftsphilosophisch-methodologischer Hinsicht noch wenig entwickelt ist.'' (ebd. S. 445) Aus: Günter Ropohl: Methoden der Technikbewertung. In: Theo Hug (Hg.): Wie kommt Wissenschaft zu Wissen? Bd. 2. Einführung in die Forschungsmethodik und Forschungspraxis. Baltmannsweiler (Schneider-Verl. Hohengehren) 2001, S. 434-445. |
Vgl. auch:
Ropohl, Günter: Ethik und Technikbewertung. Frankfurt a. M. (Suhrkamp)
1996.
Ropohl, Günter: Technologische Aufklärung. 2. Aufl. Frankfurt a. M.
(Suhrkamp) 1999.
Ropohl, Günter (Hg.): Systemtechnik. Grundlagen und Anwendung. München
u. a. (Hanser) 1975.
Lenk, Hans/Ropohl, Günter (Hg.): Technik und Ethik. 2. Aufl. Stuttgart
(Reclam) 1993 (Reclams Universal-Bibliothek 8395).