Theoriediskussion Die Institution aus soziologischer Sicht
  Handreichung für Teilnehmer
 

Theorie Input:

Die Institution ist von ihrem Selbstverständnis her das genaue Gegenteil informeller Gruppen und alltäglicher Zweierbeziehungen. Das Individuum nimmt hier eine 'Stelle' ein, die ausschließlich sozial, durch explizite (sprachliche) Abmachungen definiert wird. Dass dies nicht immer deutlich geschieht, ist eine Ursache für viele spezifisch institutionelle Konflikte.
Die Regeln werden schriftlich niedergelegt. (In Verwaltungen ist zusätzlich auch der Entscheidungsprozeß schriftlich zu dokumentieren.)
Es gibt klare Eingangsvoraussetzungen, die in Bewerbungsgesprächen und durch Befähigungsnachweise überprüft werden. (In bürokratischen Organisationen sind Laufbahnen festgelegt.)
Jede Institution hat eine Funktion für die Umwelt. Um diese zu erfüllen, muss sie oder das Team als Minimalform der Institution, Aufgaben lösen. Bei klaren Eingangsbedingungen und Zielformulierungen ergibt sich ein zweckrationales Ablaufschema.
Die Beziehungsstruktur ergibt sich aus den Anforderungen der Aufgabenlösung. Die institutionelle Aufgabe wird in Teilaufgaben zerlegt und den einzelnen 'Stellen' zugewiesen. Dabei gilt in größeren Institutionen die Regel: Pro Aufgabe eine Stelle (starre Zuständigkeit). Dies führt zu einer hierarchischen Struktur (Vorgesetzter - Untergebener), bei der keine gleichberechtigte Zusammenarbeit vorgesehen ist. Moderne Organisationsentwicklungsmaßnahmen versuchen, diese Struktur durch Enthierarchisierung und Projektgruppenarbeit aufzubrechen!
Im Selbstverständnis und in der Theorie gilt die Institution als Paradigma des Vernünftigen und Sozialen. Versprachlichung, Verschriftlichung, rationale Aufgabenlösung; Zivilisation als Institutionalisierungsprozess usf..
 
  Folgelasten:
  Trennung von Stelle und Persönlichkeit und Prämierung der Stelle: nur die Rollenmerkmale sind gefragt.
  Trennung von Interaktion und Kooperation und Prämierung der Kooperation: die Beziehung wird der Aufgabe untergeordnet.
  Trennung der Gruppe von der Institution bzw. der informellen von der formellen Ordnung und Prämierung der formalen Struktur: Die emotionale Beziehungsstruktur wird nicht als Teil der Institution behandelt. Gegenmaßnahme: Corporate Identity.
Vorzüge von Team/Institution:
  Die aufgabenbezogene Sichtweise entlastet das Individuum, die Zweierbeziehung und die Gruppe.
  Sie ist eine unabdingbare Voraussetzung für viele kulturelle und das heißt kooperativ zu erbringende Leistungen.
  Eine beständige ganzheitliche Sichtweise überfordert den Einzelnen und die Gruppe - wie nicht zuletzt die Erfahrungen in alternativen Organisationen belegen.
Man kann auch so sagen: Institutionen dienen dazu, Distanz zwischen den Menschen zu schaffen, Rückkopplungen zu strukturieren und zu minimieren.
Zukunftsperspektiven:
  Setting- und Programmwechsel als Möglichkeit, Krisen zu bewältigen und Nachteile auszugleichen:
  Von der Aufgabenorientierung zur Gruppendynamik und umgekehrt
  Von der Individuumfixierung zum Team und umgekehrt.
     
 
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