Zusammenfassung Ziele der Trainingseinheit
  Effektive Kommunikation und Kooperation in Institutionen und Teams
   
Zielstellung
 1.
Verstehen der Besonderheiten institutioneller Kommunikation. Zweckrationale Formen sozialer Informationsverarbeitung und Kooperation kennen lernen und einüben, z. B.: beschreiben, argumentieren, entscheiden, Instruktion und Unterricht, Mitarbeitergespräche, Konflikt- und Problemlösungsgespräche, Ideen finden, Daten erheben, Analyse von Beziehungs- und Gruppenprozessen, erzählen und beraten ...
 
 2.
Zusammenhänge zwischen (institutionellem) Setting (Struktur) und dem Ablauf (Prozess) von Kommunikation und Kooperation erkennen. Lernen, optimale Rahmenbedingungen für institutionelles Handeln zu schaffen.
 
 3.
Wissen, welches Setting und welcher Ablauf für die Bewältigung spezieller Probleme sozialer Informationsverarbeitung und Kooperation geeignet sind.
 
 4.
Krisen erkennen und (selbstreflexive) Mechanismen für den Umgang mit Krisen erlernen.
 
 

zu 1.
Die Programme, die soziale Informationsverarbeitung und Kooperation steuern, können als ‘Normalformen’1) bezeichnet werden. Normalformen haben einen ähnlich ‘idealen’ Charakter wie beispielsweise das naturwissenschaftliche Gesetz vom freien Fall. Faktisch fallen die Körper aufgrund von Luftwiderstand, Seitenwind, unterschiedlichen Impulsen bei Beginn des Falles usf. nicht gleichmäßig beschleunigt dem Erdmittelpunkt zu. Trotzdem versetzt uns die Kenntnis des Gesetzes in die Lage, die Bewegungen der Körper zu vergleichen, zu prognostizieren, Einflussgrößen zu berechnen und zu verstehen. Genauso ist es auch im sozialen Feld. Von den Normalformen wird im Alltag aufgrund von persönlichen Interessen, unzuträglichen Rahmenbedingungen, Beziehungsschwierigkeiten oder gruppendynamischen Inferenzen beständig abgewichen. Trotzdem bestimmen die Normalformerwartungen das Handeln und Erleben der Individuen in jedem konkreten Fall, wenn es denn zu gemeinsamem Handeln kommt. Nur wenn solche Normalformen in ausreichender Ähnlichkeit bei allen Beteiligten repräsentiert sind und ihr Verhalten und Erleben steuern, ist soziales Handeln möglich. Nur dann lassen sich Krisen als Abweichungen von diesen Erwartungen feststellen und durch Rückführung auf das Programm bewältigen. Je klarer zweckrationale Normalformen das Handeln und Wahrnehmen prägen, desto optimaler die Ergebnisse der Teamarbeit.
zu 2.
Nur wenn die Bewältigung sozialer Ziele arbeitsteilig erfolgt, ergibt sich ein Vorteil von Teamarbeit gegenüber der bloßen Addition individueller Tätigkeiten. Diese Arbeitsteilung verlangt von den einzelnen unterschiedliche Beiträge und weist ihnen damit auch unterschiedliche Rollen zu. Eine klare Aufteilung der Rollen gehört deshalb zu den Rahmenbedingungen des Handelns in Teams und Institutionen. Diese Rahmenbedingungen bestimmen - wie die Versuchsanordnung bei naturwissenschaftlichen Experimenten - den Ablauf der sozialen Prozesse. Veränderte Rahmenbedingungen modifizieren also die Normalformen.
zu 3.
Institutionen, Teams und Arbeitsgruppen erfüllen Aufgaben für ihre Umwelt. Erst eine gründliche Analyse dieser Aufgaben befähigt das Team, geeignete Rahmenbedingungen für die Aufgabenlösung herzustellen und eine geeignete Kooperationsform zur Bewältigung der Aufgabe auszuwählen. Nach Lösung der Arbeitsaufgaben (Vortrag) sollte deshalb die gemeinsame Reflexion der Teamarbeit zur manifesten Aufgabe werden. In dieser Phase ist das Hauptziel die Klärung von Fragen wie: Welche Arbeitsform hat sich bei uns für welche Aufgaben als zuträglich / störend erweisen? Welche gruppendynamischen Positionen haben die einzelnen eingenommen, und wie hat sich das auf die Lösung der Aufgaben ausgewirkt? Was sind die Stärken / Schwächen des Einzelnen in der Gruppe etc. Hier geht es darum, dass das Team und der Einzelne Lehren zieht, die zur optimalen Arbeitsorganisation und zur besseren Selbsteinschätzung der eigenen Stärken und Schwächen in der Gruppenarbeit dienen können.
zu 4.
Da Abweichungen von den Normalformen kommunikativer Kooperation üblich sind, müssen sich die Teilnehmer immer wieder auch über das Verhalten in diesen Krisenfällen einigen. Sie finden Kriterien für Krisen und Mechanismen zum Umgang mit solchen Abweichungen.
 
Grundsätzlich gilt für das Krisenmanagement:
Manifestes Ziel ist die Lösung der Arbeitsaufgaben. Bei Krisen auf die Arbeitsaufgaben orientieren: unpersönliche strukturelle und systemische Interventionen.
Bei Störungen wird ausnahmsweise auf Selbstreflexion umgeschaltet. Sobald die Störung beseitigt ist, wieder Programmwechsel zur Teamarbeit.
Falls Spiegelungen bemerkt werden, die zur Erhellung der Theorie / Arbeitsaufgabe beitragen, sollen diese thematisiert werden. Sie dienen jedoch zur Klärung der Umwelt, werden in den Dienst der Aufgabenlösung gestellt - und nicht umgekehrt

 

   

 
1) Vgl.: Giesecke, Michael: Die Untersuchung institutioneller Kommunikation - Perspektiven einer systemischen Methodik und Methodologie. Opladen (Westdeutscher Verlag) 1988, sowie: Giesecke, Michael/Rappe-Giesecke, Kornelia: Supervision als Medium kommunikativer Sozialforschung. Die Integration von Selbsterfahrung und distanzierter Betrachtung in Beratung und Wissenschaft. Frankfurt a. M. 1997.

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