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Leistungen des Dialogs (nach Hartkemeyer) |
Unterschiede in der Schwebe halten! |
"An vielen Orten, in unzähligen Gruppen werden heute Lösungsvorschläge und Auswege aus verschiedensten Krisensituationen gesucht - aus ökologischen, ökonomischen, sozialen, religiösen, ethnischen Konflikten -, wird diskutiert und gestritten. Oft ist die Luft explosiv - geladen von den nervösen Spannungen der Teilnehmer. Häufig genug werden Konferenzen vorzeitig ohne Ergebnis abgebrochen, bemühen sich Diskussionsleiter, die zerstrittenen Parteien wieder zu versöhnen, für weitere Gesprächsrunden erneut an einen Tisch zu bringen. Nur wenige halten die extremen Polaritäten und Spannungen aus, die in solchen Konflikten entstehen. Hochrote Gesichter, mühsam unterdrückte Erregung, zurückgestoßene Stühle - viele von uns kennen solche Szenarien, wenn Diskussionspartner sich festbeißen an ihren Positionen, ihren Standpunkt unnachgiebig verteidigen oder empört den Raum verlassen, wenn sie sich durch ein Wort, eine Äußerung ihres Gegenübers beleidigt fühlen. |
Eine zentrale Frage ist die, wie gerade die Polaritäten
bestehen bleiben können, in der Schwebe gehalten, um sie bewusst wahrzunehmen
und aus ihrer Vielfalt lernen zu können. Können wir so miteinander
zu reden lernen, dass wir sehen, wo in einer uns abwegig erscheinenden
Meinung noch ein Körnchen Wahrheit steckt?
Die Methoden bisheriger Konfliktregelungen durch Parlamentsdiskussionen, Rechtsprechung, Verhandlungen, ganz zu schweigen von Militärinterventionen, sind oftmals nicht nur zu begrenzt, sondern in vielen Fällen geradezu widersinnig, um angemessen und dauerhaft den wachsenden Regelungs- und Kommunikationsbedarf auf den verschiedenen Feldern (z. B. Umweltplanung, Gesundheitswesen, betriebliche Organisationsentwicklung) qualitativ zu bewältigen." |
Aus: M. und J. F. Hartkemeyer/L. Freeman Dhority: Miteinander denken. Das Geheimnis des Dialogs, Stuttgart 1998, S. 26/7 |