F.A.Q. Was unterscheidet den Dialog von rhetorischen Kommunikationskonzepten?
 

Der Dialog ist nicht einseitig auf die jeweiligen Gesprächspartner und/oder die Umwelt orientiert. Er verbindet vielmehr individuelle und soziale Selbstreflexion mit der Orientierung am Gesprächspartner. Am radikalsten hat sich David Bohm vom rhetorischen Kommunikationsideal, das die abendländische Kultur nun schon seit zweieinhalbtausend Jahren begleitet, abgewandt:

"Bei einem Dialog versucht niemand zu gewinnen. Wenn einer gewinnt, gewinnen alle."[1]  Um dieses Ziel zu erreichen, ist es notwendig, dass "niemand auf Dauer an seinen eigenen Vorstellungen festhält oder sie sonst wie verteidigt" (ebd. S. 29). Und weiter: "Es macht keinen Sinn, überredet oder überzeugt zu werden. Dies ist weder kohärent noch rational. Wenn jemand Recht hat, muss er andere nicht überzeugen. Wenn jemand andere überreden muss, ist die Sache wahrscheinlich irgendwie zweifelhaft." (ebd. S. 68). Bei dieser Radikalität erscheint der Einsatz von Dialogen in Unternehmen zur Erreichung bestimmter Ziele schon kaum mehr möglich. D. Bohm will den Dialog auf die 'Aufdeckung des absolut Notwendigen' beschränken (S. 60). Dies setzt "ernsthaftes und kein strategisches Verhalten voraus." Und dann: "Wenn man seine Meinung verteidigt, ist man nicht ernsthaft." (ebd. S. 91). Man sei dies deshalb nicht, weil man den Gegenüber mit seinen andersartigen Grundanschauungen nicht ernst nimmt.

 

 
[1]  David Bohm: Der Dialog. Das offene Gespräch am Ende der Diskussionen (hrsg. von Lee Nichol), Stuttgart 1998, S. 33/34, zuerst: On dialogue. London/New York 1996

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