Fließtext Schlüsselqualifikationen als Ziel des Trainings
 

Der Begriff 'Schlüsselqualifikation' wird in vielerlei Sinn gebraucht. Im einfachsten Fall soll der Zusatz 'Schlüssel' nur einen höheren Rang signalisieren: Schlüsselqualifikationen besitzen eine größere Bedeutung als andere Qualifikationen. Eine gewisse Einigkeit scheint darin zu bestehen, dass hierunter 'Qualifikationen' zu fassen sind, "die über das rein Fachliche hinausgehen".1) So gesehen erscheinen Schlüsselqualifikationen als Pendant zur Inter- oder Transdisziplinarität. Der Gegenbegriff wäre fachliche Qualifikation, also jene Methoden und jenes Wissen, welche in den traditionellen Einzelwissenschaften erzeugt und gelehrt werden.

 

Als Ursache für den Ruf nach Schlüsselqualifikationen werden die gegenwärtigen 'gesellschaftlichen Modernisierungsprozesse' und damit zusammenhängend die veränderten Qualifikationsanforderungen des Informationszeitalters genannt. Offenbar reicht Expertentum nicht mehr aus, nicht einmal mehr die sukzessive Sammlung von Fachwissen aus verschiedenen Disziplinen. Gefordert wird vielmehr die Fähigkeit, solches Fachwissen zueinander in Beziehung zu setzen, selbst als Mediator zwischen Wissensdomänen und den sie pflegenden Personen zu fungieren.

 

In diesem Sinne verstehen wir unter Schlüsselqualifikationen ökologische Qualifikation. Die Ökologie entstand als Lehre über das Zusammenwirken von unterschiedlichen Arten oder/und Medien, die bis dahin getrennt untersucht wurden. Ihre Grundprinzipien erweisen sich auch bei dem Versuch als nützlich, unterschiedliche Arten von Qualifikationen und Wissen zu integrieren.

 

Auch menschliche und andere Kulturen lassen sich als Ökosysteme begreifen. Kulturen sind Netzwerke artverschiedener Elemente, von Menschen, Technik, Natur, sozialen Systemen ... Wenn man Qualifikationen bezeichnen möchte, die ein solches Zusammenwirken artverschiedener Elemente und Prozesse ermöglichen, kann man auch von kulturellen Qualifikationen sprechen.

 

Im Kern des Trainings steht die Vermittlung kommunikativer Kompetenzen.

 

Von den vielfältigen kommunikativen Kompetenzen werden im Training 'WaKo' (Wahrnehmung und Kommunikation) und im Training 'Kommunikatives Verhalten und Erleben in Zweiergesprächen, Gruppen und Teams' nur diejenigen gezielt eingeübt, die für die zwischenmenschliche Kommunikation zentral sind. In diesem Sinne einer Prämierung verwenden wir dann den Ausdruck 'kommunikative Schlüsselqualifikation'.

 

Wir wollen kommunikative Qualifikationen als Teil kultureller Kompetenzen vermitteln - und beschränken uns auch hier noch, indem wir die Formen interaktionsarmer und technisierter Kommunikation außer Acht lassen. Es geht also um interpersonelle Kommunikation, zu zweit und in Gruppen, sowie um die vielfältigen Aufgaben, die die Menschen in diesen Gesprächen zu erfüllen haben.

 

Da der Erfolg dieser interpersonellen Kommunikation in hohem Maße von den Ressourcen der beteiligten Idividuen abhängt, empfiehlt es sich auch diese zeitweise in den Mittelpunkt des Trainings zu stellen. Dies geschieht vor allem im Modul 'Wahrnehmung' (1). Auch hierbei wird das triadische Kommunikationskonzept zugrunde gelegt.

Der Mensch wird als informationsverarbeitendes und intern differentiertes Kommunikationssystem betrachtet. Seine Rolle als Spiegel in der interpersonellen Kommunikation nimmt breiten Raum im Training ein.

Auch die ökologischen Grundgedanken werden angewendet. Der Mensch erscheint als Komplex informationsverarbeitendes Ökosystem.

 

1)  Helen Orth: Schlüsselqualifikationen an deutschen Hochschulen. Neuwied 1999, S. 2.

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