Fließtext Kommunikative Schlüsselqualifikation im Gespräch: Oszillation, Multivalenz und Balance
 

Sobald wir uns in das Gespräch mit anderen Menschen begeben, beginnen wir zu oszillieren. Wir nehmen zur gleichen Zeit mehrere Positionen ein, und uns selbst werden von unseren Gesprächspartnern wechselnde Positionen zugewiesen. Wir emergieren als Element in zahlreichen sozialen Kommunikationssystemen: 1) in den face-to-face Interaktionen, in vielen informellen Gruppen und Verwandtschaftsverbänden, in Institutionen und Vereinen, in gesellschaftlichen Subsystemen und Kulturgemeinschaften. Eine Typisierung mag im Vordergrund stehen - aber andere werden latent mitberücksichtigt und gegebenenfalls thematisiert. Der Wechsel zwischen solchen Positionen verläuft in den Gesprächen sehr schnell. Die Fähigkeit, diese Positionen zu erkennen, sie selbst einzunehmen, sie anderen zu signalisieren und sich mit ihnen auf gemeinsame Definitionen der Beziehungskonstellation zu einigen und dann bei Bedarf immer wieder flexibel zu sein und andere Positionen einzunehmen, gehört zu den wichtigsten kommunikativen Schlüsselqualifikationen überhaupt. Diese Oszillationskompetenz steht im Zentrum des Trainings.

Wir beschränken uns dabei auf drei Hauptformen von sozialen Kommunikationssystemen, die unterschiedliche Anforderungen an die Selbsttypisierung stellen und die nach grundsätzlich unterschiedlichen Programmen ablaufen:
dyadische Interaktionssysteme (Zweiergespräche),
Gruppen,
Institutionen und/oder organisierte Teilsysteme.

Multivalenz, Balance

Im Training soll zunächst die Spezifik dieser Gesprächsformen erkundet werden. Im zweiten Schritt geht es jedoch darum, die Gespräche als Ökosysteme zu begreifen, die aus artverschiedenen Gesprächstypen aufgebaut sind - und deren Zusammenwirken zu gestalten.
(Auch in Gruppen wirken beispielsweise Statusunterschiede der Teilenehmer auf die Ablaufdynamik ein. Sowohl als auch!)

Weiterhin ist zu beachten, dass wir als Menschen mit unserem Körper und unseren jeweils eigenen Lebensgeschichten immer nur zu einem Teil in die Kommunikationssysteme eingehen. Vieles bleibt unseren Gegenüber unsichtbar - häufig blockieren andere oder die Dynamik des Gesprächs unsere Ressourcen. Die Fähigkeit, sich situationsadäquat in die Kommunikationssysteme einzubringen, ist eine weitere Schlüsselqualifikation, die trainiert werden soll.

Oszillationskompetenz, die Fähigkeit, die Multivalenz ökologischer Gesprächssysteme auszuhalten, und die Fähigkeit, die Balance zwischen Persönlichem und Sozialem zu wahren, setzt eine absolut grundlegende Schlüsselqualifikation, nämlich die Fähigkeit zu genauer Selbst- und Umweltwahrnehmung, voraus. Deren Einübung nimmt in 'WaKo' breiten Raum ein. In diesem Training dienen entsprechende Übungen als warming up und als Vorbereitung für die Balanceübungen.

 

1)  Von den nicht sozialen Systemen, in denen wir zusätzlich mitwirken, ganz zu schweigen.
 
Zusammenfassung: Wichtige Formen der Oszillation

 

www.kommunikative-welt.de WaKoTraining ©Michael Giesecke