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Der Mensch als Ökosystem |
Die europäischen Industrienationen haben den Menschen in zahlreichen, klar voneinander abgegrenzten Disziplinen erforscht. Die Erfolge von Medizin, Psychologie, Soziologie, Neurologie u. a. stehen außer Frage. Andererseits hat die arbeitsteilige Zergliederung des Menschen Rückwirkungen auf unser Selbstbild. Wir erleben uns als fragmentiert und erkennen Widersprüche zwischen Psychischem und Sozialem, Geist und Körper, Affekt und Verstand ... Trotz vielfältiger Anstrengungen ist es uns nach der Erosion des christlichen Menschenbildes nicht mehr gelungen, ein ganzheitliches Konzept zu entwickeln. Es fehlt ein Modell für das Ganze, das eine Klarheit ausstrahlt, die jener der Modelle der Teilsysteme vergleichbar ist. Dieser Mangel wird nur schlecht durch das Bemühen der verschiedenen weltanschaulichen Bewegungen kaschiert, die das Konzept einer Disziplin bzw. eines Teilsystems pars pro toto zum Bild des Ganzen erklärt haben. Der Mensch als Vernunftwesen, der Mensch als sozialer Typus oder zoon politicon, als ...? Vermutlich werden wir uns damit abfinden müssen, dass die Menschen so komplex sind, dass wir sie uns nur als Netzwerke unterschiedlicher Systeme vorstellen können, ohne feste Hierarchie und Zentrum. Es geht dann darum, das Zusammenwirken der Teile besser zu verstehen. Große Erfahrungen in der Modellierung von Beziehungen zwischen artverschiedenen Teilen hat die Ökologie. In gewissem Sinne kann man sie sogar als Lehre von genau diesen Beziehungen definieren. Wir denken, dass von ihr wichtige Impulse für die Modellierung
sowohl des Menschen als auch seiner Beziehung zur belebten und unbelebten
Umwelt ausgehen können. Ökologisches Denken und Verhalten gehört zu den
Schlüsselqualifikationen unserer Zeit. |