Excerpt David Bohm: Der Dialog [1]
 
Grundannahmen
Die menschliche Wahrnehmung und Kommunikation wird durch 'Basic Assumptions and Opinions' gesteuert. Sie sind das Produkt biographischer Erfahrung (9) und wirken wie Computerprogramme. (13)
Kritik: Konzepte wie 'Information' oder 'Programme' werden lediglich umgangssprachlich verwendet. Obwohl es in dem Buch zentral um Prozesse der Informationsverarbeitung geht, fehlt ein explizites informationstheoretisches Modell.

Diese Programme und damit das menschliche Handeln, Denken, Wahrnehmen und Kommunizieren können sowohl individuell als auch kollektiv sein. (11)
"Das kollektive Denken ist mächtiger als das individuelle Denken ... Die Sprache ist rein kollektiv ..." (45)
Kritik: Er kennt keine gute Unterscheidung zwischen Psychischem und Sozialem und tendiert deshalb dazu, beides auf einer Ebene anzusiedeln, was ihn dann zu unnötigen Hierarchisierungen und hilflosen Metaphern nötigt. Dass das kollektive (soziale) Denken primär sei, ist die These von L. S. Wygotsky, J. Piaget geht von der gegenteiligen Annahme aus.
Das gesellschaftliche Bewusstsein (collective mind) "is something between the individual and the collective". Zwischen dem individuellen und dem kollektiven Bewusstsein gibt es einen Austausch, ein Hin- und Herfließen (stream). (27)
Die Grundüberzeugungen der einzelnen Individuen und der verschiedenen sozialen Gruppen unterscheiden sich.
Die Menschen haben die Tendenz, ihre Grundüberzeugung/Programme als Teil ihrer selbst oder als Teil ihrer Gruppe, der sie zugehören, zu verteidigen.
Je grundlegender solche Programme sind, desto weniger sind sie Individuen und Kollektiven bewusst - und desto stärker werden sie unbewusst verteidigt. (35)
Die grundlegenden Programme sind auf dem 'tacit level' (nach Polyani) gespeichert. (14) Die 'tacit'-Informationsverarbeitung ist vorbewusst, vorsprachlich und vor allem kollektiv. Mindestens der 'deeper tacit process' ist ein Produkt der Gattungsgeschichte der Menschen und insofern vor jeglichem individuellen Bewusstsein vorhanden, eine anthropologisch unhintergehbare Konstante. Gerade deshalb eignet sich das 'tacit level' und damit auch die wirklich grundlegenden 'assumptions' ('Grundannahmen') als Basis für jegliche zwischenmenschliche Verständigung. Sie sind das Gemeinsame der Menschheit.
Kritik: Wieder eine völlig unnötige Hierarchisierung: Das Bewusstsein gehört als Merkmal genauso zum Menschen wie das Unbewusste. In letzter Konsequenz könnte man sagen, dass Bohm im Grunde das Vormenschliche, Tierische zur Grundlage der Verständigung macht. Es rächt sich eben, wenn man keine klare Unterscheidung der Emergenzniveaus vornimmt. Seine Tendenz 'tiefer' ('deeper') zu gehen, in seinem Denken und im 'dialogue' überhaupt, führt ihn schließlich weg von der Spezifik des Menschen als (auch) sozialem Wesen.
Kultur und Gesellschaft bestehen aus gemeinsamen Werten und Bedeutungen, 'collectively shared meaning' (13), 'coherent thought'. An anderer Stelle spricht er davon, dass die Gesellschaft die Summe der Beziehungen ist, welche die Menschen untereinander entwickeln, um zusammen zu arbeiten und zu leben. (28) Normalerweise ist das Denken in Gruppen inkohärent. Durch einen Dialogprozess kann es aber kohärent werden, genauso wie ein Laser mit kohärentem Licht arbeitet. Das Denken ist dann nicht nur auf der bewussten Ebene, "sondern auch auf der stillschweigenden Ebene" kohärent. (45)
Kritik: Es macht keinen Sinn, die Kultur bloß idealistisch/hegelianisch auf Ideen zu reduzieren, die materielle Hardware zu vergessen. Wie dann umstandslos noch der Marx'sche Gesellschaftsbegriff (Gesellschaft als Verhältnis!) angehängt wird, wo dieser doch gerade aus der Kritik der idealistischen Konzeption entwickelt wurde, ist schon atemberaubend. Gelegentlich könnte es nicht schaden, wenn Bohm seine Grundüberzeugung, dass "die Gedanken eine Geschichte haben" und ihre sensible Wahrnehmung "eine Grundbedingung der Verbesserung der Gesellschaft ist", auch auf seine eigenen Gedanken anwenden würde.
Die Gruppe ist das Medium zwischen Gesellschaft/Kultur und Individuum. Ist sie groß genug, wird sie zum Mikrokosmos der Gesellschaft, in der sich alle deren relevanten Überzeugungen niederschlagen. (26) Allerdings setzt dies voraus, dass die Gruppe tatsächlich als Kollektiv arbeitet und nicht als eine bloße Ansammlung von Individuen, die sich selbst darstellen.
Die Kultur/Gesellschaft emergiert in der Gruppe - relativ unbeeinflusst von den bewussten Intentionen der Individuen. Im Gegenteil, klare Ziele setzen der freien Gruppenkommunikation und damit der Durchsetzung kollektiver Programme Grenzen. (42)
 
Krankheitslehre
Mangelnde individuelle und soziale Selbstwahrnehmung (Propriozeption) wird als Ursache für die gegenwärtigen kulturellen Krisen angesehen. "Wir können sagen, dass praktisch sämtliche Probleme der Menschheit auf die Tatsache zurückzuführen sind, dass das Denken nicht propriozeptiv ist." (65) Dieser Mangel hängt mit der Arbeitsweise der höheren Nerventätigkeit des Menschen zusammen. Das Denken ist, im Gegensatz zur Arbeitsweise anderer Organe, nicht schleifenförmig organisiert.
In dieser Kritik am Denken und dem zweckrationalen sozialen Handeln trifft sich Bohm mit Gregory Bateson und vielen anderen Zeitkritikern. Die Erhöhung der Selbstreflexion und die Entlinearisierung des Denkens wird zur Überlebensfrage für die sozialen Gemeinschaften.
Eine zweite wichtige Ursache unserer kulturellen Probleme ist die Fragmentierung des Denkens, also die Angewohnheit "die Dinge in kleine Stücke aufzuspalten, als würden sie getrennt voneinander existieren". (102) Fragmentierendes Wissen bringt im Gegensatz zu partizipativem oder ganzheitlichem Denken eine Vielzahl von Gefahren hervor. (103) Die Fragmentierung bezieht sich auch auf das Verhältnis zwischen Denken und Fühlen (Wurzelparadox) und auf physiologische Vorgänge.
Kritik: Die Lösungswege, die Bohm für das Phänomen der Fragmentierung anbietet, bewegen sich entweder im Bereich eines materialistischen naturwissenschaftlichen Reduktionismus oder in einer esoterischen ganzheitlichen (idealistischen) Kosmologie.
Letztere wird im Konzept des 'partizipierenden Denkens' (Kap. 7) entwickelt.

Ich sehe keine Notwendigkeit für eine Supertheorie, die die Widersprüche ausgleicht. Es gibt Analyse und Synthese, lineares Denken und das ambivalente Unbewusste, Umweltbeobachtung und Selbstreflexion sowie die vielfältigen Emergenzniveaus von Medien und Informationen. Der Dialog ist nicht dazu da, diese Unterschiede zu eliminieren, sondern sie auszubalancieren. Laserlicht und inkohärentes Licht haben gleiche Anteile am Ökosystem.

 
Ziel des Dialogs
ist es, "etwas Gemeinsames" (28) und etwas Neues zu schaffen. Es geht beim Dialog nicht um die Klärung von Meinungen, sondern um die Klärung der Grundannahmen, die hinter solchen Meinungen stehen: "Der Dialog befasst sich mit den Denkprozessen hinter den Annahmen, nicht nur mit den Annahmen selbst. (36) Er ist insofern auch als 'Metalog' zu führen.
Trotz allem ist der Dialog nicht nur dazu da, die Krankheiten der Gesellschaft zu heilen. (1996, p. 46)
 
Maximen der Dialoggestaltung
Niemand versucht zu gewinnen. (7).
Alles ist möglich. Es gibt keine Verbote. Alles ist hintergehbar. (7)
In einem Dialog muss jeder Teilnehmer gewillt sein, 'seine Grundannahmen in Frage zu stellen'. (34)
Gruppen sind keine Maschinen, um Entscheidungen zu fällen. In diesem Fall wären sie nicht frei. Im Gegenteil, es ist notwendig, einen Freiraum zu schaffen: "The cup has to be empty to hold something." ('Leerer Container'). (1996, p. 17)
Die Suche nach absoluten Wahrheiten oder deren Verteidigung verhindert jeden wirklichen Dialog. (38)
Es geht nicht um die Verteidigung von Grundannahmen/Werten, Programmen, sondern um das Erkennen dieser Programme.
"Überzeugung und Überredung sind in einem Dialog unangebracht." (67)
Von den Beteiligten wird erwartet, dass sie ihre Wertvorstellungen 'suspendieren', eine Zeit lang zurückstellen können. Kein Teilnehmer sollte versuchen, die Meinung von anderen zu verändern. Im Gegenteil, die Veränderung von Meinungen wird sich als Resultat des Gruppenprozesses einstellen oder eben nicht. Jedenfalls lässt sich der Wandel nicht durch individuelle Kraftanstrengungen erzwingen.
Andererseits müssen die 'Basic assumptions' in der Gruppe emergieren, geäußert werden, wahrnehmbar werden. (21)
Der Impuls der Notwendigkeit:
"Bei allen ernsthaften Konflikten, ob nun in der Familie oder im Dialog, geht es um verschiedene Sichtweisen des absolut Notwendigen" (59). Nicht absolut notwendige Dinge können kompromisslerisch ausgehandelt werden. Nur wenn es um Grundwerte geht, ist wirklich Offenheit gefordert. Aus diesem Widerstreit kann dann eine kreative Phase entspringen, in der sich die Beteiligten neue Ordnungen der Notwendigkeit schaffen.
Nutzung von Spiegelungsphänomenen:
"Der Sinn des In-der-Schwebe-Haltens ist es, Propriozeption (Selbstwahrnehmung) möglich zu machen, einen Spiegel zu schaffen, damit wir die Folgen unseres Denkens erkennen können. Wir haben ihn in uns selbst, denn unser Körper fungiert als Spiegel, und wir können wahrnehmen, wie Muskelspannungen entstehen. Auch unsere Mitmenschen sind ein Spiegel, und die Gruppe ist ein Spiegel." (64)
Die anderen Teilnehmer in Gruppenkonstellationen können dem einzelnen als Spiegel dienen.
Affekte nicht agieren, sondern als Medien der Umwelterkennung nutzen!
"Wenn wir unsere Wut in der Schwebe halten, werden wir erkennen, dass sie auf bestimmten Gedanken und Annahmen beruht, die sie in Gang halten." Es geht nun nicht darum, dem Impuls der Wut folgend zu handeln, auch nicht, dieses Gefühl der Wut zu unterdrücken, sondern, "die Symptome in der Mitte gleichsam wie auf einem instabilen Punkt ... in der Schwebe zu halten ..."
"... beobachten Sie den Vorgang der Unterdrückung, ohne die Unterdrückung zu unterdrücken." (143/144)

Selbstwahrnehmung des Denkens ist eine unbedingte Grundvoraussetzung des Dialogs.

Sensibilität und Selbstwahrnehmung richten sich auch auf die Rückkopplung, auf die Wirkungen, die die Äußerungen des Einzelnen in der Gruppe zeitigen. (39)
Anfangs ist es sinnvoll, dass die Teilnehmer sich direkt ansprechen. Im Laufe der Zeit wird es möglich, dass der Einzelne auch zu der ganzen Gruppe reden kann. (16)
 
Setting und Phasen des Dialogs

Der historische Gruppenprozess wird die üblichen Phasen von Frustrationen, Chaos, Neuordnung usf. durchlaufen. (1996, p.19)
Um dieses Schwierigkeiten zu bewältigen, müssen alle Beteiligten von der absoluten Notwendigkeit des Dialogs überzeugt sein (absolutely necessary). (1996, p. 22) Nur wenn deutlich ist, dass der Dialog unausweichlich notwendig ist, werden die Beteiligten die Kraft aufbringen, die verschiedenen Schwierigkeiten zu überwinden.
Entgegen dem gesellschaftlichen Trend müssen sich die Beteiligten in Dialogen bemühen, ernsthaft zu sein: "But in a dialogue you have to be serious. It is not a dialogue if you are not - not in the way I'm using the word." (1996, p. 41)
Die Beziehungen in der Dialoggruppe sollte egalitär, frei von Hierarchie sein. (1996, p. 42)
Die ideale Größe für Dialoggruppen liegt zwischen 20 und 50 Personen. (1996, p. 13)
Gruppen sollten keine Leiter, keine Tagesordnung und kein klares Ziel haben. Aber natürlich können sie einen Moderator/Facilitator haben. (1996, p. 15)
Eine Dialoggruppe muss sich regelmäßig über einen längeren Zeitraum, ein oder zwei Jahre, treffen. (1996, p. 19)
 
Leistungen des Ansatzes
Gruppengespräch als Spiegel der Gesellschaft;

Egalitäre, zielgerichtete Vernetzung in Gruppen als neue Form gesellschaftlicher Steuerung;
Ideologische Aufwertung des Gesprächs gegenüber anderen Kommunikationsformen;

Verstärkung der Bedeutung der Großgruppe gegenüber der dyadischen Kommunikation und der Kleingruppe;
Gespräch als Vision für die Politik;
Beitrag zur Entwicklung selbstreflexiver Formen sozialer Informationsverarbeitung.
 

[1]  David Bohm: Der Dialog. Das offene Gespräch am Ende der Diskussionen (Hg. Lee Nichol), Stuttgart 1998, zuerst: On dialogue. London/New York 1996
 
 

 

                                                           

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Bohm geht davon aus, dass jeder Mensch Grundannahmen besitzt, in denen er sein Verhältnis zu grundsätzlichen Fragen klärt. "Und diese Annahmen werden verteidigt, wenn sie in Frage gestellt werden." (35)
David Bohm: Der Dialog. Das offene Gespräch am Ende der Diskussionen (Hg. Lee Nichol), Stuttgart 1998, zuerst: On dialogue. London/New York 1996

 

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Bohm hält dieses stillschweigende Wissen, 'tacit knowledge' by Polyani, für die grundlegende gemeinschaftsstiftende Kraft: "Ich glaube, die ganze Menschheit wusste das eine Million Jahre lang, und in 5000 Jahren der Zivilisation haben wir dieses Wissen verloren, weil unsere Gesellschaften zu groß wurden, um ihm entsprechend zu handeln." (46)
David Bohm: Der Dialog. Das offene Gespräch am Ende der Diskussionen (Hg. Lee Nichol), Stuttgart 1998, zuerst: On dialogue. London/New York 1996

 

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"In der Theorie der 'Mikrokultur' wird die These aufgestellt, dass in einer Gruppe von 20 oder mehr Personen ein repräsentativer Querschnitt einer Gesamtkultur zu finden sein kann, was eine Aufladung mit multiplen Sichtweisen und Wertesystemen ermöglicht." (12, vgl. 43)
David Bohm: Der Dialog. Das offene Gespräch am Ende der Diskussionen (Hg. Lee Nichol), Stuttgart 1998, zuerst: On dialogue. London/New York 1996

 

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"Physiologisch erhält der Körper durch die Propriozeption, die Eigenwahrnehmung, ein sofortiges Feedback über die eigene Aktivität." (21, vgl. a. 150 ff)
David Bohm: Der Dialog. Das offene Gespräch am Ende der Diskussionen (Hg. Lee Nichol), Stuttgart 1998, zuerst: On dialogue. London/New York 1996

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Wurzelparadox
"Das Paradox liegt darin, dass man zwar seine eigenen Gedanken und Gefühle als unabhängig und getrennt von dem Denken behandelt, das man über sie nachdenkt, dass es aber offensichtlich ist, dass keine solche Trennung und Unabhängigkeit existiert und auch nicht existieren kann." (130)
David Bohm: Der Dialog. Das offene Gespräch am Ende der Diskussionen (Hg. Lee Nichol), Stuttgart 1998, zuerst: On dialogue. London/New York 1996

 

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Es gibt auch ein in der Schwebe halten des inneren Dialoges zwischen den verschiedenen psychischen Instanzen und 'physischen Gefühlen wie Herzschlag, Blutdruck, dem Atem, der Anspannung im Körper'. (140)
David Bohm: Der Dialog. Das offene Gespräch am Ende der Diskussionen (Hg. Lee Nichol), Stuttgart 1998, zuerst: On dialogue. London/New York 1996

 

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"Das Denken ist also Teil eines materiellen Prozesses ..." (155) Dies wird von Bohm so interpretiert, dass das Psychische sich auf physiologische Vorgänge reduzieren lässt. Keine Stufentheorie der Materie!
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"Das partizipierende Denken erkennt, das alles an allem teilhat. Es erkennt, dass sein eigenes Sein an der Erde teilhat - es besitzt kein unabhängiges Sein." (161) Andere haben dieses Denken holistisch genannt.
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Ziel des Dialogs ist es, "etwas Gemeinsames zu schaffen". (28) Dazu ist es notwendig, "dass niemand auf Dauer an seinen eigenen Vorstellungen festhält oder sie sonst wie verteidigt." (29)
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"In einem Dialog versuchen also die Gesprächsteilnehmer nicht, einander gewisse Ideen oder Informationen mitzuteilen, die ihnen bereits bekannt sind. Vielmehr könnte man sagen, dass die beiden etwas gemeinsam machen, d. h., dass sie zusammen etwas Neues schaffen." (27) "Aber natürlich kann eine solche Kommunikation nur dann zur Schaffung von etwas Neuem führen, wenn die Gesprächsteilnehmer in der Lage sind, einander uneingeschränkt und vorurteilsfrei zuzuhören, ohne zu versuchen, sich gegenseitig zu beeinflussen ... Wenn jedoch zwei Menschen einander nur bestimmte Vorstellungen oder Ansichten mitteilen wollen, als handele es sich dabei um Informationen, werden sie kaum zueinander kommen. Denn ein jeder wird den anderen nur durch den Schutzschild seiner eigenen Gedanken hören, an denen er festhält und die er verteidigt, ob sie nun wahr oder kohärent sind oder nicht." (27/28)
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"Bei einem Dialog jedoch versucht niemand zu gewinnen. Wenn einer gewinnt, gewinnen alle." (33/34)
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"In einer Dialoggruppe werden wir nicht entscheiden, was in irgendeiner Sache zu tun ist ... sonst sind wir nicht frei. Wir müssen einen leeren Raum haben, wo wir nicht verpflichtet sind, etwas zu tun, zu irgendwelchen Schlüssen zu kommen, etwas zu sagen oder nicht zu sagen. Der Dialog bleibt offen und frei, ein leerer Raum." (50) Selbstannahmen über Ziele des Dialogs sind einschränkend, weil dahinter Annahmen über das stecken, was die einzelnen Beteiligten für nützlich erachten. Und die unterschiedlichen Personen werden unterschiedliche Dinge für nützlich halten. (51) Das partizipierende Denken strebt nach 'Grenzenlosigkeit', nach 'Unbegrenztheit'. Dies ist nur möglich, wenn keine Zielsetzung da ist und wenn beim Denken oder im Dialog Stille und Leere herrscht. "Wir brauchen einen leeren Raum, zeitlich oder räumlich, wo nichts uns beschäftigt." (173) Und genau dieser Raum soll durch den Dialog erzeugt werden.
David Bohm: Der Dialog. Das offene Gespräch am Ende der Diskussionen (Hg. Lee Nichol), Stuttgart 1998, zuerst: On dialogue. London/New York 1996

 

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"Es macht keinen Sinn, überredet oder überzeugt zu werden. Dies ist weder kohärent noch rational. Wenn jemand Recht hat, muss er andere nicht überreden. Wenn jemand andere überreden muss, ist die Sache wahrscheinlich irgendwie zweifelhaft." (68)
"Wenn man seine Meinung verteidigt, ist man nicht ernsthaft." (91)
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"Der Sinn des Dialogs ist nicht, etwas zu analysieren, eine Auseinandersetzung zu gewinnen oder Meinungen auszutauschen. Das Ziel ist vielmehr, die eigenen Meinungen in der Schwebe zu halten und sie zu überprüfen, sich die Ansichten aller anderen Teilnehmer anzuhören, sie in der Schwebe zu halten und zu sehen, welchen Sinn sie haben. Wenn wir erkennen können, welchen Sinn alle unsere Meinungen haben, teilen wir einen gemeinsamen Gedankeninhalt, selbst wenn wir nicht völlig übereinstimmen." (66) Dieser gemeinsame Gedankeninhalt wird von Bohm auch 'partizipierendes Bewusstsein' genannt. (67)
David Bohm: Der Dialog. Das offene Gespräch am Ende der Diskussionen (Hg. Lee Nichol), Stuttgart 1998, zuerst: On dialogue. London/New York 1996

 

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"Im Dialog erwarten wir also, dass verschiedene Vorstellungen vom absolut Notwendigen aufgedeckt werden und miteinander in Widerstreit treten." (60)
David Bohm: Der Dialog. Das offene Gespräch am Ende der Diskussionen (Hg. Lee Nichol), Stuttgart 1998, zuerst: On dialogue. London/New York 1996

 

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Einen Dialog zu führen, setzt die Sensibilität voraus, darauf zu achten, "was in uns selbst und was in der Gruppe vorgeht". (88) Es geht dabei aber nicht nur um die Sinneswahrnehmung, sondern auch um die Bedeutungszuschreibung. Und hinter dieser liegen wieder die Grundannahmen, die folglich auch 'sensibel' zu bemerken sind. (89)
David Bohm: Der Dialog. Das offene Gespräch am Ende der Diskussionen (Hg. Lee Nichol), Stuttgart 1998, zuerst: On dialogue. London/New York 1996

 

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"Wenn fünf oder sechs Leute zusammenkommen, können sie sich normalerweise so weit anpassen, dass sie nichts zur Sprache bringen, was die anderen aufregen oder beunruhigen könnte." Sobald mehr als 40 Leute zusammen sind, sind solche Anpassungsprozesse nicht mehr möglich, und die heißen Eisen müssen angepackt werden. "In einer Gruppe dieser Größe erhalten wir langsam eine 'Mikrokultur' der Gesellschaft. Das heisst, genug Teilnehmer aus unterschiedlichen Subkulturen mit einem breiten Spektrum von Standpunkten beteiligen sich, so dass ein Art Mikrokosmos der Gesamtkultur entsteht. Und dann beginnt die Frage der Kultur - des kollektiven, untereinander geteilten Sinns - eine Rolle zu spielen." (44)
David Bohm: Der Dialog. Das offene Gespräch am Ende der Diskussionen (Hg. Lee Nichol), Stuttgart 1998, zuerst: On dialogue. London/New York 1996

 

 

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