Zusammenfassung Setting, Ablauf und Interventionsmaximen in der psychologischen Therapie

Die wichtigsten Voraussetzungen und Rahmenbedingungen in der psychoanalytischen Therapie:

ausreichender Leidensdruck/Deuten nur gegen Bezahlung;
viel Zeit;
Verhindern von wechselseitigem Blickkontakt: Schutz vor Rückfall in das visuelle Paradigma und Erleichterung der Konzentration auf die ausgelösten Affekte;
Minimalstrukturierung zur Erleichterung von Übertragungsbeziehungen und Regression (auf z. T. frühkindliche Entwicklungsstadien);
Verhindern rationalisierender Argumentationen/Einführung des Affekts.
"Der ideale Psychoanalytiker kanalisiert absichtlich Reize, die vom Patienten ausgehen,
direkt in sein eigenes Unbewusstes ..." 1)
Grundregel für den Patienten: Alle Einfälle, assoziativen Verkettungen usf. möglichst unzensiert und unmittelbar verbalisieren!

 

Wichtigste Interventionsmethode ist das Deuten: d. h. die Beschreibung von Spiegelungsphänomenen.
Ziel ist das Aufdecken von (unpassenden, starren) Wiederholungen; Nutzen von Selbsterkenntnis zur Umwelterkundung und umgekehrt (In der klassischen Psychoanalyse werden bei Deutungen idealerweise 3 Interaktionskonstellationen miteinander verglichen: frühkindliche, gegenwärtig erfahrene/erzählte und die therapeutische Situation im Hier und Jetzt).

 

Ablauf:
1. Beschreibung des Hier und Jetzt als (soziales, psychisches, biogenes) System;
2. Beschreibung der vergangenen/erzählten Interaktion des Systems;
1. und 2. können auch vertauscht werden.
3. Vergleich der beiden (oder noch weiterer) Beschreibungen und Feststellen von strukturellen, dynamischen oder anderen Ähnlichkeiten (werden unterschiedliche Systemtypen, z. B. psychische und soziale oder Institutionen und Familien miteinander verglichen, kommt es zu irritierenden Deutungen);
4. Annahme oder Ablehnung der Deutung, eventuell Differenzierung der Beschreibung;
5. Ggf. Nutzung der Deutung entweder zum besseren Verständnis des Hier und Jetzt/des Bezugssystems (typisch für Beratung) oder aber zum besseren Verständnis der damaligen Situation (Psychoanalyse) bzw. der Umwelt (Kommunikative Sozialforschung).

 
1) Georges Devereux: Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften. München o. J., S. 335.
 
Leitfaden: Theoretische Grundannahmen von S. Freud

 

www.kommunikative-welt.de WaKoTraining ©Michael Giesecke