Medienästhetik als neue Ästhetik (A. Moles)

   
  Aus: Abraham A. Moles: Informationstheorie und ästhetische Wahrnehmung. Köln, 1971.
 
S. 255-256
„…Im Regelfalle stellt der Künstler das Material nicht her, mit dem er arbeitet. Die modernen Techniken haben nacheinander den Metteur, der früher ein unbedeutender Mitarbeiter im Druckereibetrieb war, den Cutter, der oft der eigentliche Filmregisseur ist, und den Toningenieur beim Rundfunk oder bei der Schallplattenaufnahme kreiert und an den ihnen zukommenden Platz als Künstler gestellt. Damit wird die Unabhängigkeit der Rolle desjenigen, der die Materie herstellt (Autor und Typograph, Komponist, Farbenfabrikant, Regisseur und Photograph) deutlich von der Rolle dessen abgehoben, der die Synthese bewerkstelligt (Metteur, Dirigent, Maler, Cutter). Auf solcher Grundlage muss eine neue Ästhetik entstehen; sie untersucht zunächst systematisch die Materialität der Kommunikation und nicht ihre Idealität, die den Gegenstand der klassischen Ästhetik ausgemacht hat, insbesondere auf dem Gebiet der Literatur. Die neue Ästhetik trifft zunächst mit Hilfe der Theorie, die den Rahmen der vorliegenden Arbeit bildet, die Feststellung, dass alle Kommunikation ein gemeinsames Element, eine metrische Quantität hat, nämlich die Information an sich, die unabhängig von ihrer Form, vom benutzten Kanal und von der durch sie hervorgerufenen Reaktion ist. …“