Achtung Die Genauigkeit von konversationsanalytischen Transkriptionen
   
Es gibt eine untere Grenze der Genauigkeit, die nicht unterschritten werden sollte, wenn man die (konversationsanalytischen) Transkriptionen noch als Datum für kommunikationsanalytische Untersuchungen verwenden will:
Der Wortlaut aller Äußerungen sollte vollständig und so genau wie eben möglich samt aller Korrekturen und Wiederholungen erfaßt werden.
Alle Sprecherwechsel und alle Rezeptionssignale (Hm) sollten erfaßt und wenn möglich, den verschiedenen Sprechern zugeordnet werden.
Wird ein Sprecher von einem anderen Gesprächspartner unterbrochen, so sollte dies ebenfalls aus der Transkription ersichtlich sein (durch '(U)').
Merke: vollständige und wohlgeformte Sätze sind Ideale von Verfassern schriftsprachlicher Texte, normalerweise nicht von Sprechern in alltäglichen Gesprächen.
Zumindest die längeren Pausen sollten markiert und ihre Dauer verzeichnet werden.
Die Kennzeichnung der Stimmführung sollte so genau sein, daß man hörbare Frage- und Aufforderungsintonationen wiederfindet. Dies gilt insbesondere für das Ende von Turns.
Wenn Betonungen dem Transkribenden auffallen (etwa als besonders 'laut' oder 'leise' oder 'gedehnt'), sollte dies ebenfalls vermerkt werden.
Es empfiehlt sich, die Angaben über Pausendauer und Stimmführung bei einem zweiten Durchgang durch das Datenmaterial in die Transkription einzutragen.
Können die hier aufgeführten Forderungen aus irgendwelchen Gründen von den Transkribenden nicht erfüllt werden, so ist dies deutlich zu machen.
Für die meisten soziologischen und kommunikationswissenschaftlichen Auswertungszwecke ist eine Berücksichtigung der dialektalen oder individuellen Abweichungen von der Normallautung der gesprochenen deutschen Sprache nicht erforderlich. Die Genauigkeit der Transkription endet mit anderen Worten auf der Wortebene: Apokopen und Zusammenziehungen (im Wort) werden nicht mehr systematisch sondern nur noch in auffälligen Ausnahmefällen notiert.
Es ist aber möglich, auffällige sprachliche Eigenarten eines Sprechers im Anschluß gesondert zu charakterisieren.
 
Die Rolle des Transkribenden