Das angemessene Detaillierungsniveau für eine Normalformrekonstruktion
zu bestimmen ist schwierig. Theoretisch kann man Beschreibungen beliebig
genau anfertigen. D. h. auf der anderen Seite, daß sie praktisch
immer irgendwann abgebrochen werden müssen. Dies gilt übrigens
selbst bei 'eindimensionalen' quantitativen Beschreibungen, bei denen
die Meßgenauigkeit letztlich beliebig weit hinausgeschoben werden
kann.
Allgemeine Regeln dafür, wie viele Strukturmerkmale ausgewählt
und wie genau sie beschrieben werden sollen, lassen sich nicht angeben.
Als Mindestanforderung gelten einmal die in der Theorie sozialer Systeme
formulierten Positionen und zum anderen kann man Abbruchkriterien nennen,
die sich in der eigenen Praxis bewährt haben.
Eng mit diesem Problem hängt die Frage zusammen, wieviele Daten man
wann von welcher Dimension der Exemplare erheben soll. Auch hier ist vorab
praktisch kaum zu übersehen, welche Datenmenge gebraucht wird und
wieviele Daten in der zur Verfügung stehenden Zeit zu bewältigen
sind. Sicherlich wird es auch nicht immer möglich sein, alle Strukturen
der Dimensionen mit gleicher Ausführlichkeit zu behandeln. Dies ist
auch nicht erforderlich, weil es dem Leser möglich ist, anhand des
allgemeinen Modells selbst zu sehen, welche Strukturbeschreibungen ausgelassen
wurden und wo deshalb Fragen offengeblieben sind. Die Forderung, beliebige
Sozialsysteme im Rahmen eines Forschungssystems umfassend zu modellieren,
sollte ohnehin nicht erhoben werden. Nachfolgende Rekonstruktionen werden
das Modell des gleichen Systems immer präzisieren und Unausgewogenheiten
in der Beschreibungsgenauigkeit beseitigen können.
Der gesamte Theorieaufbau widerspricht Perfektionsmodellen und kurzatmigen
Ansprüchen an Modellbildung. Zudem gewährleistet der selbstreferentielle
Aufbau der Theorie Rückkopplungen und Korrekturmöglichkeiten.
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