Fliesstext Kulturwissenschaft als Disziplin oder als transdisziplinäres Projekt?

 

 

Soll die Kulturwissenschaft als wissenschaftliche Disziplin institutionalisiert werden, die mindestens in groben Zügen dem herkömmlichen Charakter der Disziplinen entspricht, dann muss sich die Forschergemeinschaft auf gebietsbestimmende Axiome einigen. Es muss ein Grundkonsens darüber hergestellt werden, was die wesentlichen Dimensionen und Elemente des Phänomens ‘Kultur’ sind. Und dieses Verständnis muss gegenüber Kritik, Falsifikationsversuchen usf. geschützt werden. Eine solche allgemeine Axiomatik ist schwerer zu etablieren als transdisziplinäre Projekte. Bei letzteren gehen die Beteiligten von ad hoc-Definitionen und alltagsweltlichen Glaubenssätzen über Kultur aus – und versuchen die so stabilisierten Gegenstände mit den Mitteln ihrer jeweiligen Disziplinen zu modellieren. Es entstehen Beschreibungen aus verschiedenen disziplinären Perspektiven, teilweise in einem Projekt (Buch). Dies ist das momentan vorherrschende Vorgehen. Bei der Breite der sich gegenwärtig als ‘kulturwissenschaftlich’ verstehenden Ansätze ist von vornherein damit zu rechnen, dass die gebietsbestimmenden Axiome sehr allgemein ausfallen müssen, und dass sich die Disziplin in viele Subsysteme aufgliedern wird.

Leitfaden:Positionen der Kommunikationswissenschaften