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Aufgaben grundlagenorientierter Medienwissenschaft
 

Eine Aufgabe grundlagenorientierter Medienwissenschaft ist es, die historische Genese dieser Kommunikationssysteme und entsprechend auch ihrer Selbstbeschreibungen aufzudecken und mit Blick auf die Gegenwart und die Zukunft zu bemerken, wann welche Fundamente wanken und dementsprechend die Kategorien ihre Basis verlieren.[1]

Es ist auffällig, dass sich viele Kommunikationssysteme mit anachronistischen Kategorien beschreiben, zumals in unserer Gegenwart mit ihrem tiefgreifenden Wandel der Kommunikationstechnologie müssten sich unsere Einstellungen darüber, was informativ und was kommunikativ ist, ändern. Solange es jedoch nur irgend geht, beharrt die Kulturgemeinschaft auf ihren traditionellen Sehweisen und Begriffen. Wirklich Neues macht den meisten Menschen Angst. Es setzt sich deshalb leichter durch, wenn es im alten Gewande daherkommt. Neuer Wein in alten Schläuchen ist der Normalfall. Wer über die kommunikativen Netze der Zukunft spekulieren will, muss die latenten Strukturvorgaben der Gegenwart erkennen, und sich gegen unhistorische ‚Übertragungen’ wappnen können. Dies geht nicht ohne einen historischen Rückblick, der aufzeigt, aufgrund welcher Konstellationen bestimmte Klassifikationen entstanden sind und inwieweit sie sich in der Gegenwart verändert haben.


[1] Diese Auffassung entspricht dem Programm der Begriffsgeschichte wie es von Reinhard Koselleck z. B. in dem von ihm gemeinsam mit Otto Brunner und Werner Conze herausgegebenen ‚Historischen Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland’ realisiert wurde.

 
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