umwandeln, befinden wir uns im epistemologischen Paradigma mit seiner
konstitutiven Unterscheidung zwischen Prozessor/Subjekt und Medium/Objekt.
In diesem Paradigma lässt sich andererseits die Existenz von Merkmalen
der Medien vor und unabhängig von jeder Wahrnehmung nicht begründen.
Sowohl die Spiegelung als auch die Informationsverarbeitung (im epistemologischen
Paradigma) lassen sich als Relationierung und damit in den Kategorien
des topologischen Modells beschreiben. Tun wir dies beispielsweise im
Falle der Wahrnehmung, dann erscheint deren Ergebnis als Relationierungsprodukt
zwischen dem Objekt und dem Subjekt. Es ist klar, dass dieses Ergebnis
nicht nur von dem einen Pol der Relation, dem Beobachter/Subjekt abhängen
kann. Die unterschiedlichen Medien haben unterschiedliche Reizwirkungen
für unsere Sensoren. Die Klärung der Strukturen des Mediums
gehört aber vorrangig in den Bereich des ontologischen Modells.
Ohne den Rückgriff auf das Konzept der kreisförmigen Relationierung,
d.h. der Systembildung, lässt sich weder das Widerspiegelungskonzept
noch die Parallelverarbeitung von Informationen behandeln. Beide setzen
das Vernetzungskonzept voraus.
Andererseits kommt die Systemtheorie ohne eine ontologische und eine erkenntnistheoretische
Komponente nicht aus. Schon die Rede davon, dass die Elemente auf einer
anderen Ebene als das System selbst emergieren, nötigt zur Annahme
von verschiedenen Seinsstufen - oder anderen emergenztheoretischen Stufenkonzepten,
die jedenfalls über strukturalistische Modelle hinausweisen. Und
natürlich können Systeme beobachtet werden - und können
sich selbst beobachten. Die Theorie selbstreferentieller Systeme trägt
diesem Umstand Rechnung, indem sie System- und Erkenntnistheorie miteinander
verknüpft. Dabei sollte aber eine Hierarchisierung vermieden werden:
weder Systemtheorie als Dach für die Erkenntnistheorie - noch umgekehrt.
Im ersteren Fall bleiben am Ende nur ,geschlossene Systeme', im zweiten
wird die Systemtheorie zur bloßen Kategorisierungsintanz im Rahmen
der Erkenntnistheorie. Systeme können nur als Modelle des Beobachters
gedacht werden. In der praktischen empirischen Arbeit kommen wir andererseits
nicht umhin, zunächst die eine und erst danach die andere Perspektiven
zu nutzen. Auf Dauer ergibt aber erst die Beschreibung unter allen drei
Gesichtspunkten ein befriedigendes Bild.
Natürlich stellt sich die Frage, wieso ausgerechnet diese 3 Parameter
und nicht andere oder mehr ausgewählt wurden.
Das stärkere Argument für die Auswahl dürfte die zirkuläre,
paradoxe Verknüpfung der 3 Modelle sein. Keines lässt sich ohne
die Zuhilfenahme der anderen beiden formulieren.
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Für die Verwendung von mehr als einem, je selbst noch von mehr als
2 Modellen gibt es noch einen dritten weiteren triftigen Grund. Wenn die
Kommunikations- und Medienwissenschaft ihre Annahmen über Information,
Informationsverarbeitung und Kommunikation auch auf ihre eigene Arbeit
anwenden will, dann wird sie sich auch als Kommunikationssystem betrachten
müssen, in dem es unterschiedliche und voneinander unabhängige
Kommunikatoren mit verschiedenen Programmen gibt, die die Informationsverarbeitung
regeln.
Wenn es Kommunikation immer mit mehr als einem Kommunikator - und damit
auch mit mehr als einer Wahrnehmungsweise - zu tun hat, dann verlangt
ein selbstreferentielles Modell von 'Kommunikation' auch mehr als eine
Perspektive. Das Modell muss schon in sich auf Dialog angelegt sein.
Wie in Gruppengesprächen sollte auch die Möglichkeit vorgesehen
werden, dass mehr als zwei unterschiedliche Perspektiven erforderlich
sind, um Themen erfolgreich abzuarbeiten. Die Komplexität des triadischen
Ansatzes widerspiegelt jedenfalls die Komplexität von vielen alltäglichen
und institutionellen Mehrpersonengesprächen. Er geht über das
dialektische Prinzip des Zweiergesprächs hinaus. Andererseits bleibt
berücksichtigt, dass geordneter Programmwechsel auch im Alltag nicht
bei beliebig vielen Programmen möglich ist. Die Respektierung von
drei Programmen verlangt schon Anstrengungen, die im Alltag m.E. nicht
die Regel sind. Ambi- oder besser Trivalenzen, Widersprüche, unklare
Interpunktionen gilt es auszuhalten. Ein einziges Richtig oder Falsch
gibt es nicht mehr.
Vorsichtshalber sei am Ende noch einem Vorschlag entgegnet, der aus der
geistes- und wissenschaftsgeschichtlichen Tradition mit ziemlicher Sicherheit
zu erwarten ist. Wenn schon mehrere Ansätze erforderlich sind, dann
solle man doch nach einem Metakonzept suchen, welches die vorgeschlagenen
Modelle als notwendige Elemente ausweist! Dass es innerhalb komplexer
Theoriegebäude solche Formen der Differenzierung geben muss und dass
sie auch für die Kommunikation und Medienwissenschaften an vielen
Stellen notwendig sind, steht außer Zweifel. Aber wenn das Gebäude
selbst kommunikativ sein will, dann darf Hierarchie bloß eine Vernetzungsoption
unter anderen sein. Es muss mehrere Spitzen haben, oder besser: Es ist
als Netzwerk und mit wechselnden Zentren und nicht als Pyramide zu gestalten.
Sobald wir ein 'Oberkonzept' ausweisen, werden wir wieder linear, vertreiben
die Multivalenzen und ermöglichen binäre Entscheidungen. Dann
ist Kommunikation nur noch zur Bestätigung oder Herstellung präfigurierter
Wahrheiten erforderlich.
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