Hierarchie

 

 

"Unter Hierarchie versteht man grundsätzlich die Struktur der Unter- und Überordnungen von Stellen in einer Organisation (vgl. z.B. Kappler/Rehkugler 1991; Welge 1987). Stellen sind dabei die kleinsten organisatorischen Einheiten, denen personenneutral abgegrenzte Teilaufgaben zugeordnet werden. Zunächst werden die aufbauorganisatorischen Beziehungen zwischen ihnen betrachtet (Stellenhierarchie). Kennzeichen einer hierarchischen Beziehung zwischen Stellen ist die einseitige Zuweisung von Leitungs- und Entscheidungsbefugnissen zugunsten der hierarchisch höheren Stelle (Instanz) gegenüber der untergebenen Stelle (ausführende Stelle). Obwohl Instanzen auch von Personenmehrheiten besetzt sein können (Gremien, Kollegien), nehmen in der Regel einzelne Führungskräfte die Aufgaben einer Instanz wahr. Daher entspricht in der Praxis die Stellenhierarchie in der Regel einer konkreten Personenhierarchie, die mit einer entsprechenden Macht- und Statushierarchie verbunden ist. Organisationstheoretische Untersuchungen zur Hierarchie bzw. zu ihren Alternativen können somit losgelöst von soziologischen Fragestellungen, etwa zur Akzeptanz von Machtstrukturen im Unternehmen, betrachtet werden.

Als wichtigstes Kennzeichen der Hierarchie werden in diesem Zusammenhang die langfristigen Arbeitsverträge als Basis für den Leistungsaustausch hervorgehoben. Der unmittelbare Bezug zur oben genannten Grundkonzeption von Hierarchie ergibt sich aus der Tatsache, dass erst die langfristigen Vertragsbeziehungen erweiterte Weisungs- und Kontrollbefugnisse im Vergleich zum marktlichen Leistungsaustausch ermöglichen.

Als typische Dysfunktionalitäten hierarchischer Organisationsformen werden heute genannt (vgl. z.B. Bennis 1993; Peters 1993):

lange Entscheidungswege auf dem "Instanzenweg" und damit Inflexibilität gegenüber Marktveränderungen sowie hohe Koordinationskosten bei turbulenten Marktbedingungen
Markt- und Prozessferne der Entscheidungsträger
Probleme der Informationsfilterung und -verzerrung
Konzentration auf Bereichsziele, da nur auf den obersten Hierarchieebenen die Möglichkeit einer ganzheitlichen Prozeßsicht besteht

mangelnde Akzeptanz der hierarchischen Koordination durch Weisungen, insbesondere im Zusammenhang mit einem autoritärem Führungsstil."


aus: Arnold Picot/Ralf Reichwald/Rolf T. Wigand: Die grenzenlose Unternehmung: Information, Organisation und Management; Lehrbuch zur Unternehmensführung im Informationszeitalter. Wiesbaden: Gabler, 1996, S 207f.