Schema Grundmuster sozialer Interaktion (Jones & Gerard 1967)
 

Soziale Phänomene emergieren auf unterschiedlichen Ebenen und lassen sich deshalb auch zugleich in verschiedene Systemklassen einordnen. Üblich ist in der Soziologie die Unterscheidung zwischen einfachen Sozialsystemen (Interaktionssystemen), organisierten Sozialsystemen und Gesellschaften (sowie deren Subsystemen). Zwischen den Subsytsemen und deren relevanten Umwelt, den psychischen Systemen, gibt es vielfältige Interferenzen.

Die Interferenz zwischen psychischen und einfachen Sozialsystemen haben die Sozialpsychologen E. E. Jones und H. B. Gerard in einer später viel zitierten Untersuchung zur Unterscheidung von vier Typen interpersoneller Interaktion angeregt (Foundations of Social Psychology. New York 1967. Vgl. auch Ursula Piontkowski: Psychologie der Interaktion. München 1976, S. 10 ff.) Im Gegensatz zu den rein soziologischen Interaktionsmodellen sieht deren idealtypisches Modell dyadischer Interaktion vor, dass sich  A  und  B  sowohl aneinander als auch an ihren jeweils eigenen (psychischen) Programmen orientieren.

 

  1.    Ist dieser Fall gegeben - was wohl voraussetzt, dass soziale und individuelle Programme übereinfallen - sprechen die Autoren von 'wechselseitiger Kontingenz' oder 'totaler Interaktion'. Die anderen Typen entstehen, wenn von dieser Vollform in die eine oder andere Richtung abgewichen wird.

  2.    Bei der sogenannten 'Pseudo - Interaktion' sind die Reaktionen der Interaktionspartner jeweils ausschließlich durch die eigenen psychischen Programme geprägt. Man kann sich das so vorstellen, dass beide Beteiligten von vornherein ein bestimmtes Ziel bei der Interaktion im Auge haben und versuchen, dieses ohne Rücksicht auf den anderen durchzusetzen.

  3.    Von 'asymmetrischer Interaktion' wird gesprochen, wenn jeweils ein Interaktionspartner sich an seinem Programm orientiert, während der zweite interaktiv reagiert.

  4.    'Reaktive Interaktion' soll vorliegen, wenn beide Interaktionspartner sich in ihrem Verhalten jeweils von den Reizen des anderen treiben lassen. Als Beispiel werden hier Paniksituationen genannt, in denen die Orientierung am Fluchtverhalten anderer zum individuellen Kontrollverlust führt.

Die folgenden Abbildungen stellen die 4 Typen schematisch dar (---> Orientierung am Gegenüber / - - -> Orientierung an den eigenen Programmen):

 

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