Zusammenfassung Strukturen, Funktionen und Programme von kommunikativen Interaktionssystemen

 

 

Rahmenbedingungen (Setting):

zwei psychische Systeme Personen als Prozessoren (Elemente)
binär schematisierte Rollen: Sprecher und Hörer
zu jedem Zeitpunkt nehmen die Beteiligten unterschiedliche, komplementäre Rollen ein
aber im zeitlichen Nacheinander nehmen die Beteiligten alle Positionen ein (symmetrische Beziehungen)
Körper und leibliches Verhalten als Kommunkationsmedium
→face-to-face Beziehung
Selbstorganisation, keine äußeren Normen
→ideale Sprechsituation

Interaktionssysteme sind nicht in Subsysteme differenziert. Jede Differenzierung führt zu einem neuen
System. (Eben deshalb nennt man sie 'einfache Sozial-' oder 'Gesprächssysteme'.)
 

Ziel/ Funktion:
 
Koordination der psychischen Informationsverarbeitung, Parallelisierung von Wahrnehmung, Denken, Handeln wechselseitiges Verstehen der Personen und von deren Aussagen über die Welt
 
Steuerungsprogramme für den Ablauf:
 
Jede Interaktion ist im kybernetischen Sinne ein Regelkreis. Das Gespräch ist geradezu ein Paradigma für Regelkreise
binäre Schematisierung der Aktivitäten: Wenn einer spricht, hört der andere zu (und umgekehrt)!
Sequentialität
Die Abfolge der Aktivitäten und Positionen wird durch den turn-taking-Mechanismus geregelt: Selbst- und Fremdauswahl; Sprechen und Zuhören wechseln einander ab, d. h. auch: Sprecher (Zuhörer) wechseln ab.
wechselseitige Beeinflussung: Die Informationen des einen Gesprächspartners steuern die Aktivitäten des anderen - und umgekehrt. Die Verkettung der Redebeiträge erfolgt nach dem Muster Reiz Reaktion Verstärkung. D. h. eigenes Verhalten wird dem Gegenüber als Reaktion zugeschrieben und gleichzeitig als Reiz bewertet.
Die Interaktionsgeschichte bestimmt den weiteren Ablauf der Kommunikation
Kontenausgleich: Wechselseitigkeit setzt auch Abwechseln im Pacing und Leading voraus: mal lässt sich A mehr beeinflussen, mal führt B und bringt sich stärker ein.
Parallelität: Wahrnehmung (Zuhören), Informationsverarbeitung, Ausdruck (Sprechen) und soziale Selbstreflexion erfolgen gleichzeitig.
Die Rezeptionssignale, also das Verhalten während des Erlebens, dienen der Prozessteuerung. Es wird aber i.d.R. nicht thematisiert und deshalb nicht als 'turn' behandelt.
Feedback: Widersprüche, Zustimmung, Ablehnung etc. werden möglichst unmittelbar manifestiert.
Krisen tauchen auf, wenn die Schematisierung der Interaktion misslingt:
- gleichzeitiges Sprechen
- gleichzeitiges Zuhören Schweigen
Interaktionssysteme sind fehlerfreundlich aber besitzen keine ausdifferenzierten Strategien der Krisenbewältigung

Explizite Selbstthematisierungen (Selbstreflexion) führen zu neuen Gesprächsthemen.