Alle Technisierung hat bislang
die Sinne eher auseinandergerissen und zu ihrer Vereinseitigung geführt.
Die Ansätze zu ihrer Integration sind dürftig. Wirklich multimedial ist
seit Anbeginn der Menschheit nur eine Kommunikationssituation - das unmittelbare
Gespräch von Angesicht zu Angesicht zwischen zwei oder mehreren Menschen.
Diese Kommunikation ist immer multisensuell, multimedial, und sie kann
die Vielfalt an Informationen, die für die menschliche Kultur wichtig
sind, wieder zusammenfassen. Dieses einfache Interaktionssystem hat bislang
allein die erforderliche Komplexität, um die unterschiedlichen Informationstypen
wieder zusammenzuführen und ineinander zu übersetzen.
Seine Bedeutung als Integrationsinstanz
wächst in dem Maße, in dem durch die Technisierung monomediale Informations-
und Kommunikationssysteme entstanden sind.
Es verhält sich auf dem Felde der Informationsverarbeitung genauso wie
mit jeglicher Arbeitsteilung. Je mehr sie vorangetrieben wird, desto stärker
wird der Aufwand und die Notwendigkeit, sie wieder zusammenzuführen. Ab
einem bestimmten Punkt zahlt sich Differenzierung überhaupt nicht mehr
aus, weil der Planungs- und Integrationsaufwand zu groß wird. Dieser Punkt
scheint auf dem Felde der Informationsverarbeitung schon vielfach erreicht.
Gesucht wird deshalb nach Medien, die ausdifferenzierte Prozessoren und
Informationstypen wieder zusammenführen können. Das in dieser Hinsicht
aussichtsreichste Medium ist das rückkopplungsintensive Gespräch.
Dies soll nicht heißen, dass Technisierung und Spezialisierung in den
nächsten Jahrzehnten aufhören werden. Nur, je mehr sie fortschreiten,
umso deutlicher wird das Fehlen einer geeigneten Integrationsinstanz sichtbar
werden. Unsere Informationsverarbeitung und Kommunikation hat sich disproportional
entwickelt - und eben deshalb wäre eine stärkere Betonung der Ressourcen
von natürlicher sozialer Informationsverarbeitung angebracht. So gesehen
ist die Rede vom Jahrhundert des Gesprächs eine zeitgemäße medienpolitische
Schwerpunktsetzung.
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