Projektor und Projektionsfläche
  Herkunft:
Die Idee zu dieser Übung stammt von Cliff Barry und wurde für die Arbeit mit seinem ‘Vier-Viertel-Modell’ der Entwicklung von persönlicher Führung ausgearbeitet. Diese Version ist übernommen aus: Peter Senge, Art Kleiner, Bryan Smith, Charlotte Roberts, Richard Ross
Das Fieldbook zur Fünften Disziplin; Klett-Cotta Stuttgart 1996, engl. 1994

Ziel
Die bessere Wahrnehmung des kollektiven Denkens in Aktion; das Erkennen zweier gegensätzlicher Standpunkte in die Loslösung von normalerweise starr aufrechterhaltenen Positionen.

Zeitrahmen
20 Minuten
Setting
Dreiergruppe mit gleichbleibenden Teilnehmern
Material
Keines

Ablauf (Instruktion und Setting)

Überblick:
Darstellung eines wichtigen Themas oder dringenden Problems mit zwei dazugehörenden Standpunkten in Form eines Rollenspiels.
Beliebig viele Personen, die in Dreiergruppen aufgeteilt werden.
Bei dieser Übung geht es darum, unter die Oberfläche zu ‘sehen’. Sie stützt sich auf die Fähigkeit, vielschichtige und unterschiedliche Standpunkte und die ihnen eigene ‘Logik’ oder Sinnhaftigkeit zu erkennen. Außerdem erfordert sie die Bereitschaft, aufmerksam darauf zu achten, wie und ob man sich in eine bestimmte Meinung verrennt.

1. Schritt: Gruppenbildung
Teilen Sie die Anwesenden in Dreiergruppen auf. Am besten ist es, wenn die Teilnehmer sich relativ unbekannt sind.

2. Schritt: Der Projektor hat das Wort

Jeweils eine Person pro Gruppe übernimmt freiwillig die Rolle des ‘Projektors’. Er beschreibt einen Konflikt oder ein reales Entscheidungsproblem aus dem Berufs- oder Privatbereich. Der Projektor sollte bei der Schilderung dieses Problems entspannt sein, denn es wird ausführlich untersucht werden. Es muss aber von größerer Wichtigkeit für ihn sein: ein realer, unmittelbar bevorstehender und noch ungelöster Konflikt oder eine noch nicht getroffene Entscheidung. Zum Beispiel, ob man jemanden für eine heikle oder schwierige Position einstellen soll, oder wie man zwischen zwei zwingenden Alternativen entscheidet. Das Thema kann auch persönlicher Natur sein: Bei einer Darbietung war der Projektor eine Frau, die sich nicht sicher war, ob sie ein Kind in die Welt setzen sollte oder nicht.
Idealerweise sollte es bei dem Problem zwei Wahlmöglichkeiten geben, zwischen denen sich der Projektor hin- und hergerissen fühlt. Er sollte ausführlich begründen, warum diese Frage ein Problem darstellt, und die beiden alternativen Standpunkte erläutern.
Die beiden übrigen Gruppenmitglieder stellen die ‘Projektionswände’ dar. Der Projektor entscheidet, wer von ihnen welche Seite des Konflikts vertritt. Man muss sich das so vorstellen, als ob der Projektor die wesentlichen Argumente auf die jeweiligen Projektionswände wirft:
Die Projektionswände sollten versuchen, ein Gefühl für die Position zu entwickeln, die sie vertreten sollen. Sie sollten vollkommen in ihre Rolle hineinschlüpfen und ihren Standpunkt, wenn möglich, umfassend darstellen, und zwar im Hinblick auf alle wesentlichen Merkmale der Körperhaltung, der Stimme und des Benehmens. Der Projektor kann der Projektionswand eine bestimmte körperliche Pose vorschlagen, um die Bedeutung dieses Aspektes des Zuhörerstandpunktes besser zu veranschaulichen.

3. Schritt: Die Projektionswände haben das Wort
Wenn beide Projektionswände bereit sind, sollte der Projektor bewusst einen Schritt zurücktreten und sich vorübergehend aus dem Konflikt lösten, den die Projektionswände nun in Szene setzen.
In den nächsten Minuten diskutieren die beiden Projektionswände das Problem. Wenn Sie eine ‘Leinwand’ sind, äußern Sie bitte nicht, was der Projektor Ihrer Meinung nach tun sollte, sondern konzentrieren Sie sich nach Kräften auf den Standpunkt, den Sie gerade ‘verkörpern’. Der Projektor wird für die Dauer dieser Phase nichts sagen, sondern die Debatte aufmerksam verfolgen.

4. Schritt: Der Projektor reflektiert
Der Projektor gibt den Projektionswänden ein Feedback darüber, welche Gefühle ihre Darstellung in ihm ausgelöst hat. Erfahrungsgemäß werden dann alle drei Gruppenmitglieder allmählich die Annahmen und Grundgedanken dieses Konflikts bildlich vor sich aufgehängt sehen. Zum Abschluss der Übung sollte der Projektor die Leinwände ‘zusammenrollen’, das heißt, das Rollenspiel als beendet erklären, und laut verkünden, dass die Projektionswände eigenständige Persönlichkeiten sind und keine Bilder oder Reflexe.

5. Schritt: Das Plenum fasst zusammen
Nachdem die kleinen Gruppen ihre Arbeit beendet haben, bitten Sie alle Teilnehmer wieder zur Versammlung im Plenum. Stellen Sie dann die Erfahrungen der Gruppenarbeit anhand einiger Beispiele vor. Diese Übung demonstriert, wie wir gegenseitig an unseren Gedanken teilhaben. Wir können alle mühelos in die Rollen und Verhaltensmuster der anderen schlüpfen. Ebenso können wir unsere Muster auf andere übertragen, ohne es zu wissen. Indem wir diese Abläufe suspendieren und uns bewusst machen, wie sie funktionieren, öffnen wir uns die Tür zu einem tieferen Verhältnis und zum echten Dialog.

  Auswertung
Reflexion

Dokumentation