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Ablauf (Instruktion
und Setting)
Überblick:
Darstellung eines wichtigen Themas oder dringenden Problems mit zwei dazugehörenden
Standpunkten in Form eines Rollenspiels.
Beliebig viele Personen, die in Dreiergruppen aufgeteilt werden.
Bei dieser Übung geht es darum, unter die Oberfläche zu ‘sehen’.
Sie stützt sich auf die Fähigkeit, vielschichtige und unterschiedliche
Standpunkte und die ihnen eigene ‘Logik’ oder Sinnhaftigkeit
zu erkennen. Außerdem erfordert sie die Bereitschaft, aufmerksam
darauf zu achten, wie und ob man sich in eine bestimmte Meinung verrennt.
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1. Schritt: Gruppenbildung
Teilen Sie die Anwesenden in Dreiergruppen auf. Am besten ist es, wenn
die Teilnehmer sich relativ unbekannt sind.
2. Schritt: Der Projektor hat das Wort
Jeweils eine Person pro Gruppe übernimmt freiwillig die Rolle des
‘Projektors’. Er beschreibt einen Konflikt oder ein reales
Entscheidungsproblem aus dem Berufs- oder Privatbereich. Der Projektor
sollte bei der Schilderung dieses Problems entspannt sein, denn es wird
ausführlich untersucht werden. Es muss aber von größerer
Wichtigkeit für ihn sein: ein realer, unmittelbar bevorstehender
und noch ungelöster Konflikt oder eine noch nicht getroffene Entscheidung.
Zum Beispiel, ob man jemanden für eine heikle oder schwierige Position
einstellen soll, oder wie man zwischen zwei zwingenden Alternativen entscheidet.
Das Thema kann auch persönlicher Natur sein: Bei einer Darbietung
war der Projektor eine Frau, die sich nicht sicher war, ob sie ein Kind
in die Welt setzen sollte oder nicht.
Idealerweise sollte es bei dem Problem zwei Wahlmöglichkeiten geben,
zwischen denen sich der Projektor hin- und hergerissen fühlt. Er
sollte ausführlich begründen, warum diese Frage ein Problem
darstellt, und die beiden alternativen Standpunkte erläutern.
Die beiden übrigen Gruppenmitglieder stellen die ‘Projektionswände’
dar. Der Projektor entscheidet, wer von ihnen welche Seite des Konflikts
vertritt. Man muss sich das so vorstellen, als ob der Projektor die wesentlichen
Argumente auf die jeweiligen Projektionswände wirft:
Die Projektionswände sollten versuchen, ein Gefühl für
die Position zu entwickeln, die sie vertreten sollen. Sie sollten vollkommen
in ihre Rolle hineinschlüpfen und ihren Standpunkt, wenn möglich,
umfassend darstellen, und zwar im Hinblick auf alle wesentlichen Merkmale
der Körperhaltung, der Stimme und des Benehmens. Der Projektor kann
der Projektionswand eine bestimmte körperliche Pose vorschlagen,
um die Bedeutung dieses Aspektes des Zuhörerstandpunktes besser zu
veranschaulichen.
3. Schritt: Die Projektionswände haben das Wort
Wenn beide Projektionswände bereit sind, sollte der Projektor bewusst
einen Schritt zurücktreten und sich vorübergehend aus dem Konflikt
lösten, den die Projektionswände nun in Szene setzen.
In den nächsten Minuten diskutieren die beiden Projektionswände
das Problem. Wenn Sie eine ‘Leinwand’ sind, äußern
Sie bitte nicht, was der Projektor Ihrer Meinung nach tun sollte, sondern
konzentrieren Sie sich nach Kräften auf den Standpunkt, den Sie gerade
‘verkörpern’. Der Projektor wird für die Dauer dieser
Phase nichts sagen, sondern die Debatte aufmerksam verfolgen.
4. Schritt: Der Projektor reflektiert
Der Projektor gibt den Projektionswänden ein Feedback darüber,
welche Gefühle ihre Darstellung in ihm ausgelöst hat. Erfahrungsgemäß
werden dann alle drei Gruppenmitglieder allmählich die Annahmen und
Grundgedanken dieses Konflikts bildlich vor sich aufgehängt sehen.
Zum Abschluss der Übung sollte der Projektor die Leinwände ‘zusammenrollen’,
das heißt, das Rollenspiel als beendet erklären, und laut verkünden,
dass die Projektionswände eigenständige Persönlichkeiten
sind und keine Bilder oder Reflexe.
5. Schritt: Das Plenum fasst zusammen
Nachdem die kleinen Gruppen ihre Arbeit beendet haben, bitten Sie alle
Teilnehmer wieder zur Versammlung im Plenum. Stellen Sie dann die Erfahrungen
der Gruppenarbeit anhand einiger Beispiele vor. Diese Übung demonstriert,
wie wir gegenseitig an unseren Gedanken teilhaben. Wir können alle
mühelos in die Rollen und Verhaltensmuster der anderen schlüpfen.
Ebenso können wir unsere Muster auf andere übertragen, ohne
es zu wissen. Indem wir diese Abläufe suspendieren und uns bewusst
machen, wie sie funktionieren, öffnen wir uns die Tür zu einem
tieferen Verhältnis und zum echten Dialog.
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