Theoriefaden Gründe für die Notwendigkeit kommunikativer Visionen

 

 

Wenn Medien und Kommunikation – wie in unserer Gegenwart – zu identitätsstiftenden Symbolen und Werten gemacht werden, die Gesellschaft die Parole ausgibt: ‚Lasst uns unsere Kultur und die Vorgänge in unserer Umwelt als Kommunikation begreifen!’ dann entsteht nicht mehr bloß die Möglichkeit, sondern der Zwang ‘alles’ unter der kommunikativen Perspektive zu betrachten. Paradoxerweise muss dann aber die Generalmetapher präzisiert werden. Es ist zu klären ‘als was’ nun ‘alles’ zu erleben ist. Nach einer längeren Pause der Variation und der chaotischen Sammlung von Kommunikationskonzepten, stehen wir vor der Notwendigkeit auszuwählen. Es spricht alles dafür, das wir bei der Auswahl am Ende mehr Komplexität erhalten müssen, als dies dem hierarchischen Denken der neuzeitlichen Wissenschaft entspricht. Wir werden mehrere Modelle brauchen und klären müssen, wann sie jeweils sinnvoll einzusetzen sind.

Eine Gesellschaft, die sich als Kommunikations- oder Informationsgesellschaft begreift, muss klären, wie sie kommunizieren will – und entsprechende politische Programme und Institutionen schaffen. Diese Vorstellungen sollten mindestens ebenso klar sein, wie in früheren Zeiten, das Organismus – oder Maschinenmodell. Es geht aber nicht nur um eine rasante Zunahme der Bedeutung der Reflexion über Kommunikation und eine Höherbewertung von Konzepten. Neu beschrieben und bewertet werden Phänomene, mit denen sich frühere Generationen kaum befassten. Oder anders ausgedrückt: Wenn wir unser kulturelles Überleben sichern wollen, müssen wir heute andere Informationen anderes verarbeiten als dies bislang in der Geschichte üblich war. Formen der sozialen Vernetzung, die bislang bestenfalls untergeordnete Bedeutung spielten, erhalten für das Überleben unserer Kultur herausragende Bedeutung.