F.A.Q. Warum ist eine kommunikationstheoretische und historische Perspektive für die Beratung der Gesellschaft wichtig geworden?

 

 

Die Möglichkeit, die Informationsgesellschaft als postindustrielle Gesellschaft zu beschreiben, hat man schon vielfach ausgelotet. Sie hat große Verdienste, diejenigen Strukturen und Prozesse zu identifizieren, die in der entstehenden Informationsgesellschaft ähnlich verlaufen wie in der Industriegesellschaft. Sie lenkt damit den Blick aber weniger auf Innovationen, sondern auf das Alte im Neuen. Eine solche Perspektive mag für mancherlei Zwecke aufschlussreich sein. Um strategische Zukunftsvisionen zu entwickeln, taugt sie weniger. Das hat sich nicht zuletzt in der Notwendigkeit gezeigt, im Rahmen der Zukunftsprogramme der Europäischen Union neben der 'Market Vision' und der 'Techno Vision' ganz andere Leitbilder zu entwickeln, die sich nicht aus den Regulationsprinzipien und der Industrie- und Buchkultur herleiten lassen.

Natürlich gibt es bei den Beratern unterschiedliche Auffassungen über die Tiefe der notwendigen Umgestaltung der Industriegesellschaft und über die Ziele der Veränderung.

Unbestritten ist aber, dass Information und Kommunikation neben Arbeit, Kapital und Boden zu Eckpfeilern der neuen Kultur werden. Die neue Kultur wird, im Gegensatz zu allen bekannten Vorgängern, die soziale Informationsverarbeitung und kommunikative Vernetzung zum Identitätsbeschaffer machen.

Wenn dem so ist, dann werden wir uns Gedanken über die Formen von Kommunikation machen müssen, die wir haben wollen. Ähnlich wie sich die Industriegesellschaft nach den Formen der Verteilung von Grund und Boden und der Organisation der Arbeit differenziert hat, so werden für die Zukunft kommunikative Kriterien kulturdifferenzierend wirken. Politische Parteien werden sich weniger anhand von Kriterien wie Grund- und Kapitalbesitz und der Zugehörigkeit zu den Stufen auf der Pyramide der Arbeit als an den Regulationsmechanismen von Kommunikation herausdifferenzieren.

Ein Indiz für diese Entwicklung dürfte die Nachfrage nach Kommunikationsmedien und kommunikationswissenschaftlichen Untersuchungen sowie nach Beratungen auf dem Gebiet von Kommunikation und Medien sein.

Die Logik der Kommunikations- und Mediengeschichte weist in die Richtung einer ökologischen Dialogkultur.

Theoriefaden: Medienpolitik und Kommunikationsmanagement im Zeichen der Dialogkultur (2)