Theoriefaden Medienpolitik und Kommunikationsmanagement im Zeichen der Dialogkultur

 

 
Kommunikatives Management orientiert sich grundsätzlich an den drei Parametern des Kommunikationsmodells: Es wird die individuelle und kollektive Informationsverarbeitung organisieren. Dies wird gemeinhin als Wissensmanagement (informing) beschrieben. Es wird Netze aufbauen, kommunikative Bindungen gestalten und abbrechen (networking). Und es wird die Kommunikation als Spiegelungsprozess verstehen und deshalb aus ihrer Reflexion Erkenntnisse über die Umwelt gewinnen (mirroring). Zur bewussten Gestaltung von Spiegelungsprozessen können die Erfahrungen im therapeutischen Feld genutzt werden.
Schema: Kommunikationsmanagement 3D

Nur Programmwechsel zwischen diesen verschiedenen Funktionen sichern eine ausgewogene ökologische Kommunikationsführung (balancing). Andererseits müssen wir bei der Moderation von Kommunikation im Maßstab von Gesellschaften, Organisationen oder in den alltäglichen Zweiergesprächen beständig Prioritäten setzen (focusing).

Paradoxien der Medienpolitik

Politik und Management, die die 'Cultural Vision' ernst nehmen, stehen (unter anderem) vor folgender Paradoxie: Einerseits sollte zwischen den verschiedenen Arten von Kommunikationsformen, Medien, Vernetzungsstrukturen etc. ein ökologisches Gleichgewicht herrschen, um die Ressourcen aller Subsysteme optimal zu nutzen. Nur die Synästhesien, die kommunikative Artenvielfalt, Programmwechsel etc. sichern das Überleben der verschiedenen Ökosysteme. Andererseits wissen wir, dass es ein ausbalanciertes Zusammenwirken bestenfalls als Durchlaufpunkt geben kann - und dass es kein Ziel ist, das man auf Dauer setzen sollte. Gerade die Störungen in den Regelkreisen halten ihre Dynamik in Gang. Nur Disproportionen verhindern Totenstille.

Folgen die kulturpolitischen Eingriffe der ersten Maxime, sind sie darauf angelegt, Blockaden in den Regelkreisen wegzuräumen.
Ziele sind:
 

die Beziehungen zwischen den artverschiedenen Medien, Kommunikatoren, Prozessoren in der Balance zu halten
die Selbstregulationsfähigkeit z. B. durch Selbstreflexion und Programmvielfalt zu fördern und
in der evolutionären Perspektive auf den Erhalt der Vielfalt der Kommunikationsformen und Medienarten zu achten (Artenschutz, Nachhaltigkeit).
Aber das Entstörungsmanagement kann nur eine Strategie sein. Im Sinne des zweiten Satzes der Paradoxie kommt der Kultur- und Medienpolitik die Aufgabe zu, Blockaden zu setzen und Ungleichgewichte zu fördern, um bspw. neue Medien und Kommunikationsformen einzuführen. Dies verlangt Wertentscheidungen (focusing). Voraussetzungen dafür sollten eine gute Diagnose der Verhältnisse und eine oder mehrere Visionen über die gewünschten Bewegungen im kulturellen Netzwerk sein. Was wir nach den Perioden der verschiedenen Entweder-Oder-Visionen brauchen, sind Konzepte, die Alternativen stehen lassen können. Die Integrationskraft des Dialogansatzes erweist sich nicht zuletzt durch seine Fähigkeit, die verschiedenen Visionen in eine Interaktion zu bringen, die nicht mit der Unterwerfung eines Partners endet.
Neben 'focusing' und 'balancing' ist 'oscillating', die Fähigkeit, zwischen den verschiedenen Positionen zu wechseln und keine dauerhafte Entscheidung zwischen einer von ihnen zu treffen, gefordert. Diese drei kommunikativen Kompetenzen gehören zum Kern der Steuerung kommunikativer Prozesse und damit auch des Dialogmanagements.
       Fliesstext: Von den Mythen und ambivalenten Leistungen der Buchkultur über die Versprechungen der neuen Medien zu den ökulogischen Visionen der Informationsgesellschaft (Leittext)Theoriefaden: Medienpolitik und Kommunikationsmanagement im Zeichen der Dialogkultur (2)Schema: Steuerung und Dialogmanagement 3D