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Hochschul- und bildungspolitische Konsequenzen des Infozeitalters |
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Anstatt weitere Universitätsinstitute aus dem Boden zu stampfen, die sich
mit den technischen Kommunikationsmedien und ausschließlich technisierter
Informationsverarbeitung beschäftigen, wäre es an der Zeit,
sich endlich mit dem gleichen Engagement auch den natürlichen Grundlagen
dieser Kommunikation zuzuwenden. Unser wichtigstes Informationsmedium
bleibt das leibliche Verhalten, die Basis unserer Informationsverarbeitung
das Gespräch zu zweit und in Gruppen. Warum beschäftigt sich
kein medienwissenschaftlicher Lehrstuhl, keine Informatik' mit den
hier interaktionsleitenden und orientierungsrelevanten Programmen? Warum
lehrt kein kommunikationswissenschaftliches Institut Selbst- und Fremdwahrnehmung,
Gruppendynamik, zuträgliche Formen der Informationsverarbeitung in
Teams usf.? Während die freie Wirtschaft für die Qualifikation
ihrer Führungskräfte in diesen Bereichen mehr Zeit und Geld
investiert als für deren Weiterbildung an den elektronischen Medien,
stellt die staatliche Forschungsförderung für diesen Bereich
keine Mittel zur Verfügung. Wenigstens ein Sonderforschungsbereich
könnte sich doch mit den Schlüsselqualifikationen befassen,
von denen allenthalben geredet und über die so wenig gewusst wird.
Und wenn es schon Legitimationsprobleme für Max-Planck-Institute
gibt, wieso schafft man dann nicht den Rahmen für eine solche Beschäftigung
mit der Geschichte sozialer Kommunikation, die Prognosen für die
Zukunft ermöglicht? Die Wissenschaft scheint hier vor einer Komplexität
zurückzuschrecken, die wir im Alltag nebenbei bewältigen. |