Ich verstehe meine Arbeiten als einen Beitrag zur Entwicklung
- multimedialer -> Multimediale Modelle
- interaktiver -> Interaktive Modelle
- multiprozessoraler -> Multiprozessorale Modelle
- ökologischer -> Ökologische Modelle
- selbstreferentieller -> Selbstreferentielle Modelle
Modelle verschiedener Typen menschlicher und kultureller Informationsverarbeitung und Kommunikation.
Dahinter steht die Annahme, daß sowohl die individuelle menschliche als auch die soziokulturelle Informationsverarbeitung und Kommunikation massiv parallel verlaufende multisensorielle, verschiedene Prozessoren und Medien integrierende Prozesse sind, die immer wieder neue Systeme und Netze schaffen.
Meine Leitfragen
Welche Konzepte brauchen wir, um
- die Natur- und Kulturgeschichte als Evolution von Informations- und Kommunikationssystemen zu verstehen?
- die spezifischen Merkmale und Anforderungen der Informationsgesellschaft, vor allem: Multimedialität, Parallelverarbeitung, globale Vernetzung, Interaktivität zu erkennen und zu modellieren?
Im Augenblick beschäftigt mich besonders die Spezifik sozialer - im Unterschied zu individueller - Informationsverarbeitung, also:
- Wie erkennen/lernen soziale Systeme (Kleingruppen, Betriebe, Professionen, Nationen.....) und
- Wie kommunizieren sie mit anderen sozialen Systemen? (Das Industriezeitalter hat sich die Verständigung zwischen Gruppen und Nationen nur als Begegnung von Personen/Repräsentanten dieser Systeme vorstellen können.)
Meine Philosophie für die Lösung
Diese Fragen dürften sich durch ein einziges Informations- und Kommunikationskonzept schwerlich lösen lassen. Hier wie in anderen Erkenntnisbereichen werden wir uns an das Nebeneinander sich teilweise widersprechender Modelle gewöhnen müssen.
Ich denke, daß die Erkenntnis- und Kommunikationskonzepte des Buchdruck- und Industriezeitalters, nämlich:
- die weitgehende Gleichsetzung von Information und Wissen
- die Reduktion von Erkenntnis auf individuelle psychische Vorgänge: (visuelle) Wahrnehmung, Denken, intentionales Handeln
- die Modellierung menschlicher Kommunikation entweder als Informationsaustausch zwischen dem Bewußtsein zweier Personen, face-to-face mit Hilfe der Sprache - oder als rückkopplungsfreie, monomediale und hochgradig normierte Massenkommunikation - ergänzt werden müssen.
Da jede Kultur für sich definiert, was sie als Kommunikation und Information verstehen will - und welche ihrer Formen sie bevorzugt - muß man davon ausgehen, daß die Definitionen der Buchkultur für die Gestaltung der entstehenden Informationsgesellschaft ungeeignet sind. Neue Lösungen für dringende Gegenwartsprobleme, wie die Gestaltung des Verhältnisses zwischen Mensch und Technik, der interkulturellen Verständigung und einer ökologischen Beziehung zwischen Mensch und Natur verlangen andere Erkenntnis- und Verständigungstheorien, als wir sie aus der Buchkultur kennen.
Dies hat auch Konsequenzen für die Formulierung von Theorien und Forschungsergebnissen: Eindeutige Beschreibungen und monokausale Erklärungen zeugen von monomedialer, eindimensionaler Erkenntnis. Ein erster Schritt auf dem Wege zur Multimedialität und Parallelverarbeitung ist getan, wenn die Erkenntnisse als Paradoxien formuliert werden. Die Phänomene erscheinen dann einerseits als x und andererseits als y und zwischen beiden Bestimmungen gibt es Widersprüche, die von Ambivalenzen bis zu Kontradiktionen reichen können. (Vgl. z.B. die Ambivalenzen und Paradoxien der Buchkultur) Oder anders ausgedrückt: Da Menschen und Kulturen Informationen massiv parallel verarbeiten und speichern, müssen wir uns auch auf parallele Aussagen, Theorien und Wahrheiten einstellen, die sich ergänzen aber eben auch widersprechen können.
Lösungsansätze
Wenn die Forderung nach mehrdimensionalen Beschreibungen nicht in Modellekonstruktivistischen Beliebigkeiten, einem anything goes, dem listenförmigen Nebeneinanderstellen von Aussagen enden soll, müssen Grenzen gezogen und Bewertungen eingeführt werden. Dies geschieht mit dem Konzept des Triadischen Denkens. Es präzisiert den ökologischen Ansatz, indem es dazu auffordert, die Phänomene jeweils als das emergente Produkt von drei Faktoren zu verstehen. Angewendet auf kommunikative Phänomene führt dies zu triadischen Modellen. Kommunikation 3D
Objekte der Kommunikationswissenschaft
Gegenwärtig arbeite ich mit drei Informationskonzepten:
- Information als Eigenschaft von Materie und als Resultat der Natur- und Kulturgeschichte: ontologischer Informationsbegriff. Der Vielfalt der Materie, die sich nacheinander und zugleich herausbildet, entspricht die Vielfalt an Informationstypen.
- Information als Ergebnis der Wahrnehmung und/oder Darstellung eines Objekts/Mediums durch ein Subjekt/Informationssystem: epistemologischer Informationsbegriff. Jede Erkenntnis transformiert Informationen von einem Medium in ein anderes.
- Information als Eigenschaft von Strukturen und Systemen: Strukturalistischer Informationsbegriff.
Entsprechend verwende ich auch drei Kommunikationskonzepte:
1. Kommunikation als Spiegelung zwischen unterschiedlichen Klassen/Typen von Informationsmedien oder -systemen.
2. Kommunikation als kooperative Informationsverarbeitung/-transformation.
3. Kommunikation als Systembildung und Vernetzung.
Erst die Nutzung aller drei Modelle gibt eine zureichende Beschreibung kommunikativer Phänomene.