Eine historische Fallstudie über die Durchsetzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien
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Neuauflage mit CD-ROM mit dem Volltext des Buches und digitalen Fassungen medienhistorischer Aufsätze.
Nach der gebundenen Ausgabe 1991, dem Paperback von 1994 und der um ein Nachwort ergänzten und durchgesehenen Taschenbuchausgabe von 1998 legt der Suhrkamp Verlag nunmehr eine vierte Auflage dieses „für die Medienkulturwissenschaften grundlegenden Buches“ (literaturkritik.de) vor. Die theoretische Konzeption, Kulturen als informationsverarbeitende Systeme und die Kulturgeschichte als Wandel von Informationsverarbeitung und Vernetzung zu begreifen, haben sich mittlerweile zu Leitideen in Politik und Kulturwissenschaft entwickelt. “It is such an alluring work that the question arises whether the book may be termed a guidbook.” (Franss A. Janssen, Quærendo )
Beigefügt ist eine CD-Rom, die den nochmals durchgesehenen Volltext des Buches seitengenau im PDF-Format bietet. Neben einer besseren Auflösung der Faksimiles, die vor allem die Quellen im Anhang leserfreundlicher präsentieren, bringt die digitale Version den Vorteil einer Volltextsuche.
Aus dem Vorwort:
"Den theoretischen Grundgedanken, die menschlichen Kulturen gleichermaßen als informationsverarbeitende Systeme, als Netzwerke von sozialen und menschlichen Kommunikatoren, und die Medien als Spiegel jeweils anderer, technischer, sozialer, psychischer Medien zu begreifen, haben die nachfolgenden Arbeiten beibehalten. Die hier viel zu kurz abgehandelten Auswirkungen des Buchdrucks auf die Kodierung menschlicher Erfahrungen, insbesondere in den Standardsprachen sowie auf menschliche Erkenntnisweisen, beschreibt der 1992 erschienende Band Sinnenwandel, Sprachwandel, Kulturwandel (2. Aufl. 1998). Während das vorliegende Werk seinen Fokus auf die innovatorischen Impulse der typographischen Medien in der frühen Neuzeit richtet, steht in der Publikation Von den Mythen der Buchkultur zu den Visionen der Informationsgesellschaft (2002) eher das Schicksal der vielfältigen Versprechungen dieser Medien an der Wende zum 20. Jahrhundert im Vordergrund. Viele Leistungen, die das vorliegende Buch positiv herausstellt, werden fünfhundert Jahre später zu einer Bürde bei der Umgestaltung der Industriegesellschaft.
In dem Band Die Entdeckung der kommunikativen Welt (Frankfurt/Main 2006) werden die 1990 skizzierten Modelle über Kommunikation und Medien, über Kultur und Kulturwandel präzisiert. Manches auf den folgenden Seiten Ausgeführte liest sich vermutlich leichter, wenn der theoretische Teil des jüngeren Werkes zu Rate gezogen wird. Darüberhinaus enthält das neuere Werk eine kultur- und medienvergleichende Auseinandersetzung mit der Einführung des Buchdrucks in Japan und seinem Scheitern in der Konkurrenz mit alternativen graphischen Kommunikationsmedien. Dieser kontrastive Zugang erhellt einige Seite an der europäischen Typographie, ohne daß grundsätzliche Aussagen zu revidieren gewesen wären. Eine Bestätigung der Vermutung, die Gutenbergtechnologie sei möglicherweise mehrfach erfunden und habe sich auch an anderen Orten als in Mitteleuropa im 15. und 16. Jahrhundert im Anschluß rasch durchsetzen können (S. 126 f.), ist nach den vergleichenden kulturgeschichtlichen Untersuchungen allerdings kaum mehr zu erwarten. Es bedurfte eines Zusammentreffens so vieler unwahrscheinlicher Faktoren, damit sich diese in so vielen Hinsichten für eine Kultur riskante Neuerung durchsetzen konnte, daß es ein Wunder ist, daß sich so viele Menschen aus allen Schichten für dieses Wagnis erwärmen ließen. Die Zeit mußte für revolutionäre Veränderungen reif sein, der Überdruß an den vorhandenen
Werten, Daten und Programmen, an den Vernetzungsmechanismen und an den Medien, die die Kultur bis dato prämierten, gewaltig anschwellen. Welchen Mut Menschen und Gemeinschaften aufzubringen haben, um das Bewahren von Wissen und das Reformieren von Kommunikationsformen zugunsten radikaler Substitutionen hergebrachter Produktions- und Distributionsformen hintanzustellen, zeigt nicht zuletzt der ängstliche Umgang mit den elektronischen Medien in unserer Gegenwart."
Die CD-Rom enthält weiterhin Aufsätze und Rundfunkbeiträge zur Kulturgeschichte des Buchdrucks (1990-2004), die hier erstmalls online gestellt werden!
(PDF 5,4 MB)