Dialektische Entwicklungsmodelle: Kurven plus Stufen
   

Kombination von unterschiedlichen Modellen

Reproduktions- und Balancekonzepte können mit Modellvorstellungen der anderen Parameter verknüpft werden. Wenn z. B. Kurvenmodelle mit Stufenkonzepten kombiniert werden, so ergibt sich folgender Kurventypus:
 

 

Das Gleichgewichtsniveau, das ursprünglich auf der x-Achse lag, hat sich nach einer Phase chaotischer Pendelbewegungen auf einem neuen Niveau 'eingependelt'. Auch hier gibt es Ausschläge, aber die Bewegung hat eine Balance auf anderer Basis, zwischen anderen Sollwerten, gefunden. Ursache für Gleichgewichtsstörungen sind Prozesse auf den anderen Parametern, quantitative Zunahmen oder Innovationen. Diese wirken z. B. als Dämpfungs- oder Beschleunigungsfaktor. Nach ökologischem Verständnis sind grundsätzlich alle Prozesse gedämpft.

Verschiebungs- und emergenztheoretische Stufenmodelle verknüpfen F. Glasl und B. Lievegoed in ihrem Organisationsentwicklungsmodell.

Fließtext: Kombination von Verschiebungsmodell und emergenztheoretischem Stufenmodell
Das Konzept der Veränderung des Fließgleichgewichts von Kurven hat Kurt Lewin schon in den 40er Jahren auf die Kulturentwicklung angewendet.
Dialektische Entwicklungsmodelle

Das Kurvenmodell bleibt letztlich nur eine Aneinanderreihung von 2 Typen von Veränderungsprozessen. Soll es als Entwicklungsmodell genutzt werden, so wird typischerweise (mindestens) ein zusätzlicher Parameter eingeführt. Im einfachsten Fall nutzt man Perfektionsmodelle als Unterbrecher des an sich endlosen Wechsels von Auf und Ab. Ein bekanntes Beispiel ist das Modell der Geschichte als Abfolge von Klassenkämpfen, das Karl Marx propagierte. Mit dem Sieg des Proletariats über die Bourgeoisie sollte es zu Ende sein mit erneuten Prozessen der Differenzierung/Klassenbildung. Aus der Sinuskurve wird eine Gerade.
Im Hintergrund dürfte bei Marx ein weiteres Konzept gestanden haben, das die Philosophen als Interdependenzunterbrecher entwickelten: das dialektische Entwicklungskonzept, speziell in seiner Ausformulierung durch Georg F. W. Hegel. Es verknüpft das Kurvenmodell mit einem emergenztheoretischen oder typologischen Parameter. Nach der Antithese kann die Synthese auf neuem Emergenzniveau erfolgen.
 

 

Veränderung erfolgt zwar noch im Auf und Ab, aber dabei werden im Verlauf der Zeit neue Stufen‚ bei Hegel z. B. der geistig-kulturellen Entwicklung, erklommen. Die neue Ordnung ist von einem anderen Typ als die alte. Die Entwicklung verläuft nicht mehr als zyklische Wiederholung. Sie wird irreversibel. Man kann dieses Konzept 'Stufenmodell' nennen    Emergenztheoretisches Stufenmodell. Fliesstext: Emergenztheoretisches Stufenmodell
 


 

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