![]() |
Der Ablauf des Druckvorgangs |
Aus: Michael Giesecke:
„Der Buchdruck in der frühen Neuzeit“ Eine historische Fallstudie über die Durchsetzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien. suhrkamp taschenbuch wissenschaft, Frankfurt am Main, 1998, S. 87-123. |
Das Geschehen an und um die Druckerpresse läßt sich in fünf Phasen gliedern: Einheben der Druckform, Auftragen der Farbe, das Drucken im engeren Sinne, in der Fachsprache ›Ziehen‹ genannt, das Säubern der Formen sowie das Anfeuchten und Trocknen der Papierbögen. Dieser Ablauf ist in der Abb. 14 schematisch dargestellt. |
![]() |
Der Arbeitsablauf in der Druckerei |
Der Vorgang beginnt damit, daß der ›Preßmeister‹
die Druckformen entgegennimmt und sie in den Karren auf dem Tisch der Druckerpresse
legt. Dort müssen sie so justiert werden, dass später die schon
erwähnten Rähmchen genau auf die Stege der Form zu liegen kommen.
Insbesondere beim Widerdruck, also beim Drucken der ›Rückseite‹
eines auf der Vorseite schon bedruckten Bogens, muß hier sehr gewissenhaft
gearbeitet werden, damit die Kolumnen der Schön- und der Widerdruckseite
genau ›aufeinander‹ zu stehen kommen. Während dieser Tätigkeit,
die man als ›Registermachen‹ bezeichnet, und dem Befestigen
der sauberen Papierbögen an dem Deckel kann eine zweite Person die
Druckfarbe anmischen und sie auf dem Farbstein verteilen. Wenn wir den frühen
Holzschnitten glauben dürfen, so sind an den Pressen von Anfang an
zwei Handwerker beschäftigt gewesen. Zum Einfärben der Form benötigt man zwei Druckerballen: Diese bestehen aus mit Leder überzogenen Stoffballen, die an Holzgriffen befestigt sind. Man nahm damit die Farbe vom Stein auf, »verrieb sie – freihändig – durch Gegeneinanderdrehen und tupfte sie dann gleichmäßig auf den Satz. Mit Sicherheit hat dazu eine ganz besondere Fertigkeit gehört«, bemerkt der Fachmann, »denn selbst ein gut zugerichteter Druck kann durch zuviel oder zuwenig Farbe verdorben werden.«(19) Mangelnder Aufmerksamkeit beim Einfärben verdanken wir unsere Kenntnis über die Form der im frühesten Buchdruck verwendeten Lettern: Gelegentlich ›klebte‹ eine Bleiletter am Ballen fest, wurde aus dem Satz herausgerissen, blieb dann im Eifer der Akkordarbeit auf der Form liegen und wurde auf diese Weise mitgedruckt.(20) Das arbeitsteilige Einfärben und das Anbringen der am Vortage befeuchteten Papierbögen kann man auf der Abb. 6 gut beobachten. Im nächsten Arbeitsschritt klappt man, zumindest seit dem 16. Jahrhundert, den Rahmen auf den Bogen und beides Deckel mitsamt dem Bogen und dem Rahmen, auf die Form.(21) Es folgt dann das eigentliche Pressen (Ziehen), das bei der Beschreibung der Druckerpresse in seinen beiden Phasen schon geschildert wurde. Nachdem der Karren wieder ausgefahren und Deckel und Rahmen hochgeklappt sind, kann der bedruckte Bogen entnommen werden. Einfärben und Ziehen des Karrens wiederholt man so lange, bis die gewünschte Auflagenhöhe erreicht ist. Dieser Vorgang wird in dem Schema (Abb. 14) durch einen Rückkopplungskreis berücksichtigt. Vermutlich hat man schon bald mehrere Bögen übereinander an dem Karrendeckel befestigt, so daß man nach der Abnahme des bedruckten Papiers sogleich wieder den Deckel schließen und in dem Druckprozeß fortfahren konnte.(22) Die abgezogenen Bögen wurden entweder zum Trocknen aufgehängt oder aber, wenn deren Rückseite noch bedruckt werden sollte, wieder in den Deckel geheftet. Den letzten Arbeitsgang, das Ausheben und Säubern der Form, übernimmt wieder der Ballenmeister (Einfärber)(23) »Wann nun ein Form ist außgedruckt/« reimt der schon zitierte Bewunderer der Druckkunst, »heiß Laugen man vom Feuer ruckt/ Vnd waescht die Form fein sauber ab/ Damit der Setzer sein Schrifft hab/«.(24) Nur wenn die alte Farbe tatsächlich aus allen Winkeln der Letter herausgewaschen ist, ergibt sich auch bei ihrer erneuten Verwendung wieder ein klares Schriftbild. |
![]() |
Das Zusammenlegen |