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Tafel 7: Mensch und Pflanzen |
In den archaischen Gesellschaften der Sammler und Jäger
und dann der Ackerbauern waren Pflanzen unverzichtbarer Bestandteil der
kulturellen Kommunikationsgemeinschaft. Man redete mit Pflanzen, sprach
ihnen menschliche Fähigkeiten zu, machte sie zum Ausdrucksmedium göttlichen
Willens oder vergottete sie selbst. Zugleich nutzten die Menschen Pflanzen
und Samen in Opferhandlungen von sich aus als ein Medium der Kommunikation
mit der Natur und mit transzendentalen Mächten. |
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Fructus Mandragorae Beim Herausreißen schreit die Pflanze, deren Wurzel als weibliche Gestalt dargestellt ist, so sehr, dass derjenige, der sie herausreißt, aufgrund des lauten Schreis Schaden nehmen soll. Deshalb hält sich der rechts befindliche Mann die Ohren zu. Der Hund, der mit einem Futtertrog gelockt wird, wird aufgrund seiner Bewegung die Pflanze herausreißen, dies wird er allerdings mit dem Leben bezahlen. Tacuinum Sanitatis, f.40r, ca. 1390; Oberitalien: Fructus mandragorae. Codex Vindobonensis, Ser. Nov. 2644 |
Die mehr oder weniger reichliche Ernte zeigte ihnen, ob das Gespräch mit den verschiedenen Naturgewalten erfolgreich war oder nicht. Dieses Konzept setzt voraus, dass die Menschen eine große Ähnlichkeit zwischen sich und den Pflanzen erkennen. |
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Die Natur hat Augen und Ohren "Da müget ir gar vil an lernen guoter dinge, wan die böume gelichent den liuten unde die liuten böumen." Berthold von Regensburg, Predigt 'Von dem wagen' (hrsg. von K. Ruh, Bd. 1, Berlin 1965, S. 158), München Cgm 254, Bl. 21r |
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