Fliesstext Die Veränderung der Selbstbeschreibung von Kulturen in der Geschichte
   
Alle Kulturen und deren Subsysteme (Schichten, Institutionen, Gruppen ...) bestimmen selbst, wer Mitglied dieser Kommunikationsgemeinschaft ist, was als Medium genutzt werden kann, was informativ ist, wann Kommunikation gelingt und wann nicht.
Die Menschen akzeptieren als Kommunikationspartner nur Phänomene, in denen sie ausreichende Gemeinsamkeiten mit sich selbst entdecken. Oder anders ausgedrückt: die Phänomene, in denen strukturelle, funktionale, genetische, morphologische oder andere Gemeinsamkeiten entdeckt werden, gehören zur menschlichen Kultur. Die anderen werden zur ferneren Umwelt, mit denen kein wechselseitiger Austausch, keine Kommunikation gepflegt wird.
Welche Gemeinsamkeiten die Menschen zwischen sich und den Pflanzen, Steinen, Tieren, Werkzeugen, transzendentalen Wesen usf. entdecken, hängt von ihren Identitätskonzepten ab. Diese entstehen als Ergebnis des Zusammenspiels von Selbst- und Umweltwahrnehmung. Dass Menschen und Kulturen ihre Umwelt beobachten und beschreiben, braucht kaum betont zu werden. Eher wird in der Industriegesellschaft die Bedeutung der Selbstwahrnehmung unterschätzt. Dabei dient sie ebenso als Kriterium bei der Suche nach Kommunikationspartnern. Selbstbeobachtung und -beschreibung sind nicht nur eine Möglichkeit, sondern eine beständige Notwendigkeit jeglicher Kommunikation.
Was immer also in Gesprächen und in der gesellschaftlichen Kommunikation passiert, über welche Themen wer auch immer handelt - immer werden die Beteiligten Annahmen über sich selbst, die übrigen (möglichen) Kommunikationspartner, den Ablauf der Kommunikation, die zulässigen Kommunikationsmedien und natürlich auch über die Umwelten, die nicht zum System gehören, machen. Nur weil diese Selbstbeschreibung gelegentlich in verbaler oder nonverbaler Form geäußert wird, kann der außenstehende Beobachter - auch der Historiker - überhaupt auf Kommunikation schließen bzw. Kommunikationsgeschichte nachzeichnen.
  Vgl. a. in Modul 03: Kultur 3D den Fließtext: 'Von der sozialen zur kulturellen Kommunikation'.
 

 
Fliesstext: Methodologie mediengeschichtlicher Forschung
 
 

 

 

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