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Die Ausweitung der Anwendungsmöglichkeiten der Fotographie durch ihre Verknüpfung mit anderen Technologien |
Die Verbesserung der Objektive,
dann vor allem die Verknüpfung von Mikroskop und Fotoapparat, ließ die neue
Technologie zu einem wichtigen Instrument wissenschaftlicher Beobachtung
werden. Insbesondere die Medizin bediente sich ihrer im ausgehenden 19.
Jahrhundert ausgiebig. Auch hier war es so, dass dauerhafter Erfolg erst
möglich war, nachdem die Bilder reproduziert und damit der wissenschaftlichen
Kommunikationsgemeinschaft in gleichbleibender Qualität zur Verfügung gestellt
werden konnten. Der Einbau des fotographischen Mediums in das typographische,
stellte sich allerdings als außerordentlich schwierig heraus. [3] Seit den
50-er Jahren wurden zum Teil mit hohen Kosten die verschiedensten Möglichkeiten
ausprobiert: Flachdruck - und Hochdruckverfahren, Rastersysteme und andere.
Anfangs nutzte man die Abbildungen eigentlich nur als Vorlage für einen
Künstler, der wie in alter Zeit, Stahlstiche anfertigte, die dann beim Druck
der wissenschaftlichen Werke genutzt wurden. In seinem Standardwerk ,Das
Licht im Dienste wissenschaftlicher Forschung' Handbuch der Anwendung des
Lichtes, der Fotographie und der optischen Projektionskunst. 2 Bde., Halle
1885 und 1888 schreibt Sigmund Theodor Stein (1885, S. 21): "Es bleiben
jetzt mit Ausnahme der natürlichen und direkten Wiedergabe der Farben ...
an die fotographische Darstellung keine Forderungen mehr zu stellen; sie
gestattet jedem Laien die kunstgerechte fotographische Aufnahme und liefert
uns - durch das Einwalzen der gewonnenen Platten mit Druckerschwärze - vollkommene
Abdrücke in beliebiger Zahl, ausgestattet mit den feinsten Tönen und Halbschatten,
unveränderlich und in vollendedster Schönheit. Auf dieser Stufe angelangt,
ist die Fotographie in den Stand gesetzt, im Dienste der exakten Wissenschaften
ihre erstaunlichen Leistungen zu weihen ... (Zitiert nach Taurek S.21/22)
Dieses Lob bezieht sich vor allem auf das von Georg Meisenbach (1841-1912)
erfundene ,Autotypie-Verfahren'. Es wird 1883 zum Druck des ersten Pressefotos
in der ,Leipziger Illustrierten' genutzt. "Die erste Zeitung, die vollständig auf den Autotypiedruck umstellt, läßt aber noch Jahre auf sich warten: Es ist der neue ,Daily Mirror' in London, der sich 1904 zu der Pionierleistung entschließt." (Hadorn/Cortesi, 190) Damit werden die Zeitungen dann zu dem ,Bild-Text'-Informationsmedium, als das wir sie heute noch kennen. Ihre Funktion ist ‚tägliches Siegeln', Spiegel des Tages. |
[3] Es zeigte sich jedoch bald, dass der Wert der Fotographie [für die Medizin] entscheidend davon abhing, ob es gelang, diese kostbaren Originale zu vervielfältigen.“ (Taureck S. 17) |