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Weitere Transportmedien: Landwege und Flüsse |
In seiner "Praktika della Maricatura (1348)“ schreibt Pegulotti, dass ein Kaufmann für den Weg von Trapezunt nach Taebris 12 bis 13 Tage unterwegs ist, wenn er ein Pferd benutzt, während die Karawanen 30 bis 32 Tage brauchen. 1850 behauptet Goede, österreichischer Konsul in Trapezunt, eine Karawane müsse für die gesamte Strecke 27 bis 30 Tage rechnen, sofern ,die Straße in gutem Zustand' ist.“ (Braudel, obcit Bd. 2, S.42/43 mit Berufung auf W. Heyd: Geschichte des Levantehandels im Mittelalter, Leipzig 1885-1886, Bd. 2, S. 120 Anm. 3). In vielen Gebieten ist also die Beschleunigung der Reisegeschwindigkeit auch im 19. Jh. noch nicht erfahrbar. Aus kommunikationstheoretischer Sicht könnte man die Häfen auch wieder als Relaisstationen, als Punkte des Medienwechsels begreifen: Land- und Wasserwege treffen hier zusammen, die Güter werden von einem Medium auf das andere ,verladen' (Braudel, Bd. 1,1990, zuerst 1949, S. 462 ff.) Wichtige Nachrichten und Briefe werden „fast immer über Land und nur ausnahmsweise über den Wasserweg befördert“. (S. 412) Die Koexistenz von See- und Landwegen' scheint Braudel unübersehbar: „Hier die schweren und billigen Frachten, dort die leichten und kostbaren“. (Ebd. 418) Die ,Verkehrsverbindungen' sind die Infrastruktur jeder kohärenten Geschichte, ist Braudel, je länger er sich mit dem Thema befaßt, desto entschiedener überzeugt. (Bd. 1, S. 407) Wie L. Febvre ist er davon überzeugt, dass das Mittelmeer ,die Summe seiner Verkehrsverbindungen ist' (ebd. S. 400). Es muss betont werden, dass sich diese Darstellung überwiegend im Bereich des Landesverkehrs aufhällt und dass dadurch noch viele wichtige Aspekte der Schiffahrt (besonders in ihrer transkontinentalen, 'globalisierenden' Rolle) unbelichtet bleiben. Auch die 'neueren' Episoden der Technisierung des verkehrs wie die Entwicklung der Eisenbahn oder des Lufttrasports erfahren höchstens einen komparativen Wert und bleiben ansatzweise noch zu erweitern. Die frühe Vernetzung der Erdoberfläche durch Wasserverkehr darf aber im historischen Vernetzungschema nicht unbeachtet bleiben. Als besonders einschlägiger Beispiel fügt sich der heutige deutsche Raum zu Römerzeit und im Mittelalter. Der hohe Grad an funktionalen Wasservernetzung beschleunigte den zivilisatorischen Fortschritt der gesammten Gebiets. Die gleichmäßige Besiedlung und ein reger allgemeiner, auch kultureller Verkehr verhalfen zur Aufrechterhaltung der politischen Machtverhältnisse innerhalb längerer Zeiträume und dadurch der ökonomischen Stabilität. |
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Abb.. In Römerzeit und Mittelalter schiffbare Flüsse nach historichen und archäologischen Quellen (Eckold, Martin: Schiffahrt auf kleinen Flüssen in Römerzeit und Mittelalter, Oldenburg-Hamburg-München, 1980, S. 25) |