Fliesstext Die Analyse des nonverbalen Verhaltens – Standpunkte und Perspektiven der Verhaltensbeschreibung
   
Die Beschreibung des sogenannten nonverbalen, sichtbaren Verhaltens kann nacheinander von verschiedenen Standpunkten und mit verschiedenen Perspektiven erfolgen.

1. Die Standpunkte der Beschreibung
Grundsätzlich lassen sich drei Typen von Standpunkten/ Positionen unterscheiden, aus denen eine Beschreibung nonverbalen Verhaltens vorgenommen wird:

a) Die Position der (verschiedenen) Beteiligten (Normalposition)
(Aus dieser Position werden die Studierenden überwiegend das nonverbale Verhalten anderer Menschen wahrnehmen und beschreiben müssen.)

 
b) Die (mehr oder weniger zu konstruierende) Vogelperspektive  
c) Die Position eines außenstehenden, unbeteiligten Betrachters der Interaktion.  
2. Beschreibungsperspektiven
Bei der Beschreibung des sichtbaren Verhaltens sind mindestens drei Perspektiven oder Wahrnehmungsprogramme zu unterscheiden:
 
a) Die formale morphologische Beschreibung
b) Die soziale Paraphrasierung
c) Die psychologische Deutung

2a. Die formale morphologische Beschreibung
Die formale morphologische Beschreibung erfolgt aus dem Blickwinkel eines unbeteiligten Wissenschaftlers.
Für diese strikt kodierende Beschreibung sind die Notationssysteme und Termini zu verwenden, die in der Nonverbalforschung in den vergangenen mehr als 30 Jahren entwickelt wurden. Die Grundidee dieser Notationssysteme ist es, die Gestik und Mimik, das instrumentelle und lautsprachliche Verhalten des Menschen in verschiedene Dimensionen zu zerlegen. Die gründliche Beschreibung von Siegfried Frey unterscheidet 113 Dimensionen. Das Beispiel gibt einen Überblick über die bei morphologischen Beschreibungen zu berücksichtigenden Körperteile.
Weitaus schwieriger als die Bewegung der Gliedmaßen lässt sich die Mimik formal morphologisch beschreiben. Die genauesten Kodierungssysteme gehen hier von den Gesichtsmuskeln und den verschiedenen Zuständen ihrer Erregung und Hemmung aus. Dies setzt physiologische Kenntnisse voraus, die nebenbei kaum angeeignet werden können.
Etwas einfache Systeme werden von Adam Kendon verwendet. Das Beispiel vermittelt einen Eindruck von dem Notationssystem, mit dem er Kopfbewegungen und Mimik beschreibt.
Für die meisten Belange sind, wie die Geschichte der Nonverbalforschung u. E. zeigt, solche differenzierten Zerlegungen des menschlichen Verhaltens nicht notwendig.

Als Grundregel sollte man im Auge behalten, dass nonverbales Verhalten nur so genau beschrieben werden muss, wie es für die Beteiligten in der Kommunikation orientierungsrelevant und handlungsleitend ist.

 

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