Beispiel Adam Kendon:  Die Rolle sichtbaren Verhaltens in der Organisation sozialer Interaktion
   
Zu dem Phänomen 'Räumliche Abgrenzung' gibt es schon einige recht erhellende Untersuchungen. In der folgenden Abbildung, die eine Hotelhalle zeigt, lassen sich die unterschiedlichen Gruppen, die miteinander in Interaktion stehen, recht gut erkennen und differenzieren. Die Grenzen zur Umwelt werden hier vor allem durch die Körper- und die Beinhaltung gezogen, die Körpervorderseiten weisen nach 'innen'. Körper, Arme und Beine werden als 'Barrieren' gegen die Umwelt eingesetzt. Neben der 'Art und Weise' der Abgrenzung läßt sich aber auch herausarbeiten, wie strikt die Grenze ist. Körperpositionen, die relativ schnell verändert werden können (Kopfhaltung) stellen offenere Grenzen dar als solche, bei denen der ganze Körper als Grenze eingesetzt wird. Außerdem kann man die System - Umwelt - Beziehung bei Grenzverletzungen beobachten: Was passiert, wenn eine außenstehende Person 'unerlaubt' das Territorium des untersuchten Systems betritt?
 

Die Differenzierung von Kommunikationssystemen in einer Hotelhalle

 
Kendon zeigte auch, dass die Redeübergabe in Zweiergesprächen durch Blickkontakt bzw. Abbruch des Blickkontaktes gesteuert wird. Während des Redebeitrags von A sieht B diesen an, A wirft B hin und wieder 'Kontrollblicke' zu. Die kurze Unterbrechung des Blickkontaktes durch B signalisiert A, dass B den Turn übernehmen möchte.
Die Regulation des Sprecherwechsels in einem Gruppengespräch ist naturgemäß etwas komplizierter. Hier zeigte Kendon, dass die Person, die vom Diskussionsleiter das Wort erteilt haben möchte, diesen einerseits sehr häufig ansieht, den Blickkontakt mit ihm sucht, andererseits die Bewegungen des Diskussionsleiters nachahmt. Dieser realisiert dieses Verhalten sofort als 'implizite Aufforderung' und erteilt der Person das Wort.
 
 

 
Fließtext: Die Analyse des nonverbalen Verhaltens - Standpunkte und Perspektiven der Verhaltensbeschreibung          Fließtext: Rapport - Pacing - Leading