Jeder Mensch hat ein inneres, psychisches Modell von der Welt, von
sich selbst und von seiner Beziehung zur Umwelt. Er handelt und erlebt
aufgrund dieses Modells - nicht danach, wie andere die Welt und ihn sehen,
was die Wissenschaft für richtig hält usf. Wenn wir uns mit anderen verständigen,
dann stellen wir deren Modelle und Programme bewusst oder unbewusst in
Rechnung. Wir rekonstruieren ihre Wahrnehmung, machen Annahmen über ihr
Wissen, ihre Grundüberzeugungen u. ä. Unser Gesprächspartner kann uns
seine Modelle, Gedanken, Gefühle nur über sein - mehr oder weniger technisiertes
und sozial normiertes - leibliches Verhalten mitteilen. Und wir können
nur aus diesem Verhalten auf die Gedanken und Intentionen unseres Gegenübers
schließen. Die Fremdwahrnehmung des leiblichen Verhaltens unserer Gesprächspartner
ist demnach eine Grundqualifikation für jegliche zwischenmenschliche
Kommunikation.
Kategorien
zur Beschreibung nonverbalen Verhaltens - Ausdrucksmedien des Menschen

Die Genauigkeit dieser Wahrnehmung läßt sich, wie alle anderen unserer
Fähigkeiten auch, trainieren und verbessern. In aller Regel nutzen wir
nicht jedes unserer Sinnesorgane und alle derer Möglichkeiten aus. Es
gibt brachliegende oder blockierte Ressourcen. Die Erweiterung unserer
Wahrnehmungsmöglichkeiten und die Verbesserung unserer Fähigkeiten zu
einer Mikroanalyse fremden leiblichen Verhaltens ist also eine
Grundaufgabe von Kommunikationslehre und -training.
Die
Analyse nonverbalen Verhaltens 
Drei
Empfangsvorgänge 
Umgekehrt ist auch für unsere Gesprächspartner unser leibliches Verhalten
das wichtigste Informationsmedium. Je besser wir unsere persönlichen Reizwerte
und die von uns bevorzugten Medien kennen, desto genauer können wir unseren
Einfluss auf unsere Umgebung in Rechnung stellen. Je mehr alternative
Programme und Handlungsmöglichkeiten wir besitzen, desto mehr Möglichkeiten
haben wir, unseren Beitrag zur Gestaltung von Gesprächen zu variieren,
und uns auf die Partner einzustellen (Programmwechsel). Die Selbstwahrnehmung
der eigenen Ausdrucksmedien und Programme ist deshalb eine weitere
Grundqualifikation für die zwischenmenschliche Kommunikation.
Schließlich geht es darum, die über die Umwelt/den Gesprächspartner gewonnenen
Informationen mit jenen zu verknüpfen, die wir in der biographischen Geschichte
und in der konkreten Situation über uns selbst gewonnen haben. Mit wem
kann ich bei welchen Aufgaben dauerhaft gut zusammenarbeiten? Welche Interaktionskonstellationen
blockieren mich?
Zur Beantwortung dieser und ähnlicher Fragen sind Typologien von kommunikativen
Kooperationsformen, Sozialbeziehungen, Medien usf. hilfreich. Hier eine
Auswahl bereitzustellen, gehört ebenfalls zu den Aufgaben von Kommunikationslehre
und -training.
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