Übung  Phantasiereise (Ü1)
Zielsetzung
  Anwärmen, Erläutern des - vom üblichen Hochschulbetrieb abweichenden - Settings durch Erleben, nicht durch distanzierte Beschreibung    Anwendung des Prinzips.
Am 1. Tag keine Übung zum Kennenlernen, keine Orientierung auf andere!
Material
Zeitrahmen
  ca. 60 Minuten
Instruktion Ablauf (Instruktion und Setting)
     1. Schritt - Konzentration
  Aufstehen, Herumgehen, Stille und Konzentration auf den eigenen Körper;
  tief durchatmen, Strecken und Dehnen, Bewegung nach individuellem Belieben.
     2. Schritt - Augen schließen
"Was spüren Sie in Ihrem Körper?
"Ich will Ihnen nun mit einer Phantasiereise den Zugriff zu Ihrem inneren Erleben erleichtern. Setzen Sie sich dazu auf Ihren Platz und schließen Sie die Augen.
     3. Schritt - Phantasiereise ab dem 2. Absatz
"Erinnern Sie sich, wo Sie von diesem Training zum ersten Mal hörten ... In welchem Raum war dies ... War jemand bei Ihnen ... Welche Tageszeit ... ?
"Welche Gedanken gingen Ihnen durch den Kopf?
"Tauchen Sie die Situation in ein mildes gelbes Licht! Passt dies mit Ihrer damaligen Wahrnehmung zusammen?
"Jetzt versuchen Sie es mal mit rotem Licht, mit blauem Licht, mit grünem Licht.
"Haben Sie sich in der Zwischenzeit nochmals mit dem Training beschäftigt ... Was ging Ihnen dabei durch den Kopf ... Gestern Abend ... Heute Morgen?
     4. Schritt - Auf die eigene Person konzentrieren
"Nun dürfen Sie sich eine ganze Weile nur auf Ihre Person und Ihre augenblicklichen Empfindungen konzentrieren: Ist Ihnen warm geworden oder eher kalt ... Haben sich Ihre Hände verändert... Kribbeln sie, sind sie warm, weich, feucht, trocken ... ? Welchen Geschmack haben Sie im Mund? Fallen Ihnen unangenehme oder angenehme Gerüche auf ... ? Spüren Sie Ihren Magen, Ihre Stirn ... ? Welcher Teil Ihres Körpers drängt sich in den Vordergrund?"

"Sicher geht Ihnen auch manches andere durch den Kopf. Lassen Sie die Gedanken kommen, und bemerken Sie sie, ohne sie aber festzuhalten. Die Gedanken kommen und gehen. Niemand wird Ihnen heute Vorschriften machen. Es ist ein Tag, der dazu da ist, dass Sie sich selbst erfahren können, Ihren Körper, Ihre Gefühle und Ihr Erleben von anderen, von den übrigen Gruppenteilnehmern und von mir. Es geht nur um Sie ... und dann um die Beziehungen in der Gruppe, um die Gespräche ... und wie Sie sich daran beteiligen können."

"Wir haben Zeit für uns. Ich empfinde das als ein Geschenk. Wir brauchen uns in den Trainingstagen an kein Programm zu halten. Wir und unsere Kommunikation sind das Programm. Uns drängt nichts anderes."

"Welche Musik fänden Sie passend, um unseren Trainingsanfang jetzt zu begleiten? Wird sich die Musik im Laufe des Tages wohl verändern ... In welche Melodien? Hören Sie Orchester oder nur ein Instrument, ernste Musik oder Rock, Dur oder Moll? Wie wird sich der Schlussakkord heute Abend anhören? Welche Melodie und welches Lied soll Sie heute, jetzt gleich begleiten?"

"Machen mich meine Gefühle eher neugierig / ängstlich oder was sonst?"

"Mit welchen Erwartungen gehe ich also in das Training?"

"Wenn es gut ist, dann öffnen Sie die Augen und achten darauf, ob sich die Ihnen angenehme Melodie und vielleicht auch das Ihnen angenehme Licht mit in diesen Raum hinübernehmen lässt."

"Blicken Sie sich um, vielleicht sind Sie neugierig auf die anderen Teilnehmer, auf einzelne mehr, auf andere weniger. Manche kennen Sie, andere nicht. Vielleicht erinnert Sie die eine oder der andere an irgend jemanden, mit dem Sie häufiger zusammen waren. Sind es eher gute oder schlechte Erinnerungen, die dabei aufsteigen?"

 

"Manche Wahrnehmungen und Erinnerungen bringen uns dazu, uns einer Gruppe wie dieser eher zu verschließen; andere erleichtern es uns, sich zu öffnen und neugierig zu sein. Ich finde schön, wenn sich viel Neugier entwickeln würde.
Aber jeder hat das Recht "nein" zu sagen, wenn ihm etwas zu viel wird. Und ich werde darauf achten, dass dieses Prinzip auch nicht verletzt wird. Nutzen Sie die Tage, um mit sich zu experimentieren und neue Formen des Verhaltens auszuprobieren.
Wir wollen das Training als ein Laboratorium, als einen geschützten Raum gestalten, in denen wir alle mal Versuchsperson und mal Versuchsleiter sind. Ganz gleich, wie die Experimente ausfallen, immer bringen sie uns weiter, zeigen, was geht und was im Moment nicht geht."
     5. Schritt - Künstlicher Raum
"Schauen Sie jetzt noch einmal in die Runde. Langsam verwandeln sich die Teilnehmer des Trainings in Figuren, in Modelle, in Stellvertreter Ihrer sonstigen sozialen Umwelt. Wir leben jetzt in einem künstlichen Raum, in dem wir sein können, wie wir immer sind, aber in dem wir auch ungewohnte Rollen spielen können, wenn wir nur wollen. Jeder, der von nun an an dem Training teilnimmt, ist bereit, sich im Prinzip auf solche Spiele einzulassen, auch ungewohnte Rollen zu übernehmen - das haben manche gewiss eben schon bei der Phantasiereise getan. Wenn Ihnen irgendwelche Aufgaben und Rollen nicht passen oder sie Ihnen zu viel werden, bitten Sie andere, Ihren Platz einzunehmen.
"Insgesamt sollte uns klar sein, dass wir in diesem Training nur so viel ernten können, wie jeder einzelne von uns zu geben bereit ist. Wer sich viel einbringt, bekommt Feedback. Von unserer Offenheit hängt ab, wie weit wir uns und unsere Gruppendynamik verstehen. Ich kann mich als Leiter zwar um ein gutes Gruppenklima, um Offenheit und Experimentierfreudigkeit bemühen, ich kann die Rahmenbedingungen herstellen - ausfüllen müssen Sie diese.
     6. Schritt - Was will ich können?
"Nun konzentrieren Sie sich wieder auf Ihre eigene Person und Ihre Geschichte, Ihre Gespräche mit anderen und was Ihnen dann vielleicht nicht ganz so gut gefällt. Wo würde es sich für Sie lohnen, ein neues Verhalten auszuprobieren.
Was will ich am Ende des Trainings besser können?
Welche Hilfe brauche ich von
     den anderen Teilnehmern,
   dem Leiter,
   um mich zu entfalten / wohlzufühlen und
   um mein Trainingsziel zu erreichen?
"Was hat Sie in der letzten Zeit an Ihrem Verhalten in Gesprächen gestört? Werden Sie häufig in Interaktionen enttäuscht und wissen vielleicht gar nicht mal genau warum?
"Gibt es etwas, was Sie verstehen wollen an Ihrem Verhalten oder an Ihrem Erleben Ihrer Mitmenschen? Wenn Ihnen spontan nichts einfällt, dann erinnern Sie sich an den gestrigen Tag - hat Sie irgendetwas in einem Gespräch irritiert, aufgeregt?
Wenn nicht am gestrigen Tag, dann vielleicht in der letzten Woche, am letzten Sonntag?
     7. Schritt - Situation vorstellen
"Lassen Sie sich ein wenig Zeit; wenn sich ein Geschehen in Ihrem Kopf festsetzt, dann versuchen Sie sich die Situation möglichst genau vorzustellen. Wer war beteiligt, wie sah Er oder Sie aus, was ging in Ihnen vor, was möglicherweise in dem anderen?"
"Können Sie sich vorstellen, dass Sie in dieser Situation auch ein anderes Verhalten zeigen könnten, als Sie es damals getan haben? Wie müsste ein solches Verhalten aussehen; sind Sie bereit, es auf ein solches Experiment ankommen zu lassen?"
"Es sollte zunächst ein Experiment sein, wozu eine weitere Person ausreicht. Wenn es eine Gruppensituation ist, dann versuchen Sie diese in eine Zweieraktion zu zerlegen. Vielleicht gibt es aber morgen eine Möglichkeit, das Experiment in der Gruppe durchzuspielen."
     8. Schritt - Person suchen
"Wir stehen jetzt auf, um uns etwas zu strecken und zu bewegen. Wir beobachten die anderen, und während wir durch den Raum gehen, überlegen wir, welche Person wohl als Versuchsperson für unser jeweiliges Experiment geeignet wäre. Vielleicht erinnert Sie der eine oder die andere an die Person ... oder Sie können sich vorstellen, dass sie Ihnen helfen kann, sich über Ihre Gedanken klarer zu werden.
"Wie könnte Ihnen diese Person helfen, mehr über sich und über Ihr kommunikatives Verhalten zu erfahren?"
"Gehen Sie jetzt auf diese Person zu, und sagen Sie ihr, was Sie lernen möchten!"
"Vermutlich wird es so sein, dass nicht jeder die Person findet, die er sich ursprünglich ausgesucht hat. Wir werden aber nach ein paar Minuten wechseln, und dann können Sie nochmals versuchen, die ausgeguckte Person zu finden."
Auswertung
  Regeln für das weitere Verhalten:
  Mit alternativen Verhaltensweisen experimentieren!
  Jeder lernt etwas anderes!
  Selbst erfahren - nicht andere kritisieren und zensieren!
  Das Gefühl zählt als Argument!
  Keine allgemeinen Wahrheiten, sondern Ich-Aussagen!
  Varianten/Alternativen:
Maximen für den Umgang mit Störungen - bei negativen Stimmungen:
     Eintauchen in helles Licht, lustige Melodie, Gerüche;
   Öffnen der Bandas;
   Drehübung.

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www.kommunikative-welt.de WaKoTraining ©Michael Giesecke