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Die Begründung selbstreferentieller Erfahrungsgewinnung aus systemtheoretischer Sicht |
Wenn heute die Notwendigkeit selbstreferentieller, non-direktiver
Kommunikation begründet werden soll, dann greift man oft noch auf Argumente
aus einem ganz anderen theoretischen Zusammenhang zurück: Direktives Handeln
hat nur dort Sinn, wo mindestens der so agierende Gesprächspartner weiß,
was er will. Häufig ist aber unsere Umwelt so komplex, genau genommen: 'überkomplex',
dass es keine richtigen Lösungen gibt und keiner der Beteiligten über genügend
Informationen für eine rasche und klare Entscheidung verfügt. Unter diesen,
von der systemischen, konstruktivistischen Soziologie und Erkenntnistheorie
beschriebenen Bedingungen, ist Kooperation, gemeinsame Informationsverarbeitung,
unumgänglich. Jeder ist auf die Mitarbeit des anderen angewiesen, um die
Unsicherheit, die er selbst allein nicht reduzieren kann, zu bewältigen.
Die Entscheidungen und Problemlösungen sind dann immer das Ergebnis sozialer
Selbstreflexion. Die Beteiligten bringen ihre Argumente ein, entwickeln
ihre Gedanken im Gespräch und blicken dann auf das gemeinsam Erarbeitete
zurück, um gemeinsam oder individuell Schlüsse zu ziehen. Selbstverständlich
werden hier keine fertigen Lösungen übernommen, und es gibt auch niemanden,
der das Gespräch dirigieren könnte. Aber das ist natürlich erst eine erkenntnistheoretische Beschreibung des Problems. Was die konkrete Umsetzung dieser Erkenntnis in die Kommunikationspraxis angeht, so ist aus dem selbstreferentiellen therapeutischen Schulen mehr zu lernen als aus den systemtheoretischen Darstellungen. |