Übung Ich muss tun, was ich will (Cohn)
Zielsetzung
Erfahren des Unterschiedes zwischen 'Müssen', 'Möchten' und 'Wollen'.
Bewusstes Erleben des Konfliktes zwischen dem, was ich möchte und dem, was ich tun muss.
Das Spiel verbindet schließlich das 'Müssen' und das 'Möchten' mit dem bewussten Willen.
Ein reifer Wille ist die Verschmelzung der Impulse, des Realitätssinns und persönlicher Zielgerichtetheit.
Lebenslanges 'Spielen' führt zu mehr Kongruenz mit sich selbst.
Material
  Ein Ausdruck der Instruktion auf ein DIN A4-Blatt.
Zeitrahmen
  ca. 10 Minuten Spieldauer + Zeit zum Notieren der Erfahrungen.
Instruktion Ablauf (Instruktion und Setting)
     Setting/Arbeitsformen     
   Einzelarbeit, Hausaufgabe.
       Instruktion     
Mündlicher Hinweis:
  Dieses Spiel kann ein Leben lang gespielt werden.
   
Schriftlicher Text:
  Sei möglichst allein im eigenen Zimmer, so dass Du keine Rücksicht auf andere Leute nehmen musst und von niemandem gestört wirst.
  "Zehn Minuten lang muss ich das tun, was ich will. Darüber hinaus muss ich jeden Augenblick überprüfen, was ich tue (körperlich, seelisch und geistig) und ob ich wirklich noch das tue, was ich tun will. Wenn nicht, muss ich versuchen herauszufinden, was ich tun will, und dazu übergehen."

Erklärung:

Die Regel ist nicht, ich muss das tun, wonach mir gerade zumute ist (= möchte), sondern das, was ich tun will. Was ich tun will, schließt sowohl meine Urteilsfähigkeit als auch meine Impulse ein. Wenn mir z. B. danach ist, eine zerbrechliche Vase zu zertrümmern, muss ich überprüfen, ob ich diesem Impuls folgen will, der, wie ich weiß, einen mir vielleicht lieben Gegenstand zerstören wird. Ich muss mir daher überlegen, ob mir der Verlust der Vase weniger wichtig ist, als dass ich meinem Gefühl im Augenblick freien Lauf lassen kann.
Bei dieser Kontrollübung ist es wichtig, auch Mitteilungen aus der Körpersphäre in den Überprüfungsprozess einzubeziehen. Ich kann z. B. die Phantasie haben, dass ich tanzen möchte; mein Körper signalisiert jedoch, dass ich müde bin. In Wirklichkeit will ich mich nur der Vorstellung vom Tanzen überlassen, ohne wirklich zu tanzen. Auch das Gegenteil kann stimmen; ich kann denken, dass ich tanzen albern finde, aber meine Beine wollen tanzen! Nun muss ich entscheiden: Was will ich wirklich? Es ist möglich, dass die Entscheidung mühelos zwischen beiden Möglichkeiten fällt, oder, dass ein dritter, neuer Einfall auftaucht, der mir ganz entspricht: Dann weiß ich plötzlich ganz sicher: "Natürlich, das ist's, was ich wirklich will."
Viele Leute sagen, wenn sie von diesem Spiel hören: "Aber das tu' ich doch sowieso - ich tue immer, was ich will". Das kann nie wahr sein. Es ist ebenso unmöglich wie kontinuierliches Bewusstsein des Atmens. Ich kann mir den Vorgang des Atmens zwar für Minuten bewusst machen, nicht aber den ganzen Tag. Jedoch ebenso wie bewusste Atemübungen sich in allgemein besserer Atmung auswirken, so bewirkt Üben im Bewusstwerden dessen, "was ich wirklich will", durch dieses Spiel eine generelle Verbesserung der Entscheidungsfähigkeit: nämlich geübtes Bewusstwerden zwischen "Was ich möchte, was ich soll und was ich will".
 
Auswertung:
  Die Form der Auswertung/Reflexion der Übung kann selbst bestimmt werden:
  schriftlich; individuell.

 

Maximen für den Umgang mit Störungen/Typische Störungen:

  "Manche Menschen erleben ein Gefühl der Erleichterung, ein Gefühl von Harmonie mit sich selbst und der Welt. Andere sind voller Angst, die bis zur Panik gehen kann. Solchen Menschen erscheint die Erlaubnis, "zu tun, was ich will" und nicht, "was ich tun soll", als sehr bedrohlich. Die Angst verliert sich meist in kurzer Zeit nach mehrmaligem Spielen." (Cohn 1975, S. 147)

 

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