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Reflexion zur Übung 'Hobbyraten' (Ü3) |
L.P.:
"Nach der Sensibilisierung meiner Wahrnehmungskanäle konnte ich in Zweiergesprächen die Erwartungen anderer mir gegenüber kennenlernen und mir außerdem meiner Reaktionen darauf bewusst werden. Ein besonderes 'Aha'-Erlebnis dabei war, dass man offenbar dazu neigt, während der Überlegungen zu einer anderen Person mächtig in seinem eigenen Erfahrungsschatz zu wühlen und somit einen Teil seiner eigenen Persönlichkeit per Spiegelung dem Gegenüber zuschreibt oder eben eine bestimmte Eigenschaft für den oder die andere kategorisch ausschließt. Zumindest haben Paul und ich solches in Ansätzen bemerkt: Paul spielt sehr gerne Gitarre und konnte sich dies bei der Hobbyzuschreibung auch für mich vorstellen. Ich wiederum schaue gerne in die Schaufenster, um auf die neuesten Modetrends zu achten, wobei dies für Paul nun gar nicht in Frage kam. Somit äußerte ich die Zuschreibung, dass er überhaupt nicht gerne 'shoppen geht'. - Wahrscheinlich ist es einfach nicht so 'anstrengend', seine Vorurteile bzw. Erwartungen aus dem bestehenden Erfahrungsschatz aufzufüllen. Allerdings werde ich dann wohl häufiger Überraschungen erleben, als wenn ich versuche, von vornherein 'innovativ' zu denken. - Andere Gruppenmitglieder konnten im übrigen dieses Spiegelungsphänomen bei der Hobbyzuschreibung nicht beobachten."
"Wieder in einer Zweier-Gruppe, sollen wir die Hobbys unseres Gegenübers erraten - 2 Sachen die er/sie besonders gern macht und 2, die er/sie nicht so gerne macht. Danach sollen wir aufschreiben, was wir gefühlt haben, als wir das Ergebnis durchgelesen haben, und auch einschätzen, was der Gegenüber wohl über die Einschätzung des anderen gedacht hat.
Ich war wirklich etwas geschockt, als ich die Einschätzung von Anja gelesen habe. Anscheinend mache ich auch auf Leute, die mich überhaupt nicht kennen, den totalen Hausfrauen-Eindruck. Eigentlich sollte ich mich inzwischen schon daran gewöhnt haben, aber das hat mir einen ganz schönen Stich verpasst. Aber nach kurzem Überlegen habe ich beschlossen, wie immer, zu meinen Neigungen zu stehen. Grins, außerdem habe ich mich bei Anja revanchiert. Ich dachte, dass ihr Hobby reiten ist; als sie mich gefragt hat, wie ich denn darauf gekommen bin, konnte ich nicht mal genau sagen, weshalb ich dieses Hobby genannt habe, aber das ist mir wirklich als erstes eingefallen. Vielleicht weil sie so distanziert auf mich wirkte, aber auch sportlich. Ihre Reaktion war echt heftig, sie war richtig geknickt. Wir haben festgestellt, dass wir die gleichen Erfahrungen mit Reitern gemacht haben, dass wir sie beide für etwas arrogant und entrückt halten. Anja dachte, dass ich sie auch so einschätze, aber obwohl ich die gleichen Erfahrungen wie sie habe, habe ich nicht gedacht, dass sie arrogant oder elitär ist. Die Übung hat wirklich Spaß gemacht, und wir haben richtig angeregt diskutiert. Ich denke, dass ich Anja jetzt schon ganz gut kenne, und sie ist mir echt sympathisch. Als wir hinterher in der großen Runde unsere Erfahrungen austauschen
sollten, war ich ganz enttäuscht; ich fand meine Erfahrung so spannend
und wollte das loswerden, und die Runde war so lasch; keiner außer Anja
und mir hat mitgemacht, dabei war ich so neugierig, was bei den anderen
in der Gruppe abgegangen ist." |