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Unterschiede zwischen homogenen Disziplinen und Projekten |
Wissenschaftliche Disziplinen und Metadisziplinen unterscheiden sich von Projekten durch Setting und Normen. Während die Eintrittsbedingungen zu Institutionen i.a.R. durch formale Verfahren, im Wissenschaftsbereich vor allem durch Prüfungen/Diplome geregelt werden, werden die Mitglieder von Projekten extern bestimmt oder kooptiert. Sie sind Institutionen, deren Identität vor allem auf gemeinsamen kontrafaktischen stabilisierten axiomatischen Annahmen beruht. Alle Phänomene des Alltags und die Objekte anderer Disziplinen werden durch die Brille der Axiome gesehen und vor jeder weiteren Beschäftigung in Objekte des Objektbereichs transformiert. Konstitutiv für Projekte ist demgegenüber eine Formulierung der Probleme/Arbeitsgegenstände in einer Sprache, die von jener der beteiligten Disziplinen möglichst unabhängig ist. Da ist i.d.R. die Sprache des Alltags. Andernfalls wird der Forschungsgegenstand in den Objektbereich einer der beteiligten Disziplinen eingeordnet und diese erhält damit Definitionsmacht und in vielerlei Hinsicht eine superiore Position. Während bei den Disziplinen die Axiome die Arbeitswelten der Wissenschaftler konstituieren, legen bei den Projekten, die wissenschaftliche und vor allem die außenwissenschaftliche Umgebung das Arbeitsfeld fest. Es gilt in den Wissenschaften die gleiche Regel wie in der Wirtschaft: „‘Projekte’ sind“, so fasst Helmuth Willke für letzteren Bereich zusammen, “integrierte Lösungen für ein Problem, das in Zusammenarbeit mit dem Kunden definiert wird.“ (Systemtheorie, Bd. III, Stuttgart 1998, S. 320) ‘Integrierte Lösungen’ verlangen das Zusammenwirken verschiedener Professionen bzw. Disziplinen. Projekte führen aufgrund dieses disziplinenüberschreitenden Problemlöseansatzes zu modularisiertem Wissen. Grundlagentheoretisch orientierte disziplinäre Forschungsvorhaben sind demnach streng genommen keine ‘Projekte’. Ihnen fehlen die Merkmale ‘außerwissenschaftlicher Auftraggeber’ bzw. ‘Lösung außerwissenschaftlicher Probleme’ und ‘heterogene Zusammensetzung des Teams’. Projekte sollen die Ressourcen möglichst aller beteiligten Disziplinen (und Professionen) nutzen – was maximale Gleichbehandlung der Ansätze voraussetzt. Dieses Prinzip bedeutet nicht, dass in einzelnen Arbeitsphasen nicht einzelne Disziplinen die Führung hinsichtlich der Modellierung und der Methoden übernehmen können. |