Fliesstext Paradoxien der Kommunikation

 

 
Kommunikation ist nur notwendig, wenn die Kommunikatoren sich in ihren Wissensbeständen unterscheiden. Sie ist nur möglich, wenn es eine gemeinsame Wissensbasis zwischen ihnen gibt. Gemeinsamkeiten und Unterschiede sind gleichermaßen Voraussetzung und Folge von Kommunikation.
Nur voneinander unabhängige Prozessoren können miteinander in Wechselwirkung treten. Sobald sie das tun, sind sie voneinander abhängig.
Nur weil Kommunikationssysteme sich von ihrer Umwelt abgrenzen und eine eigene Dynamik und Komplexität ausbilden und insoweit geschlossen operieren, können sie von anderen und von sich selbst identifiziert werden. Nur weil sie offen sind für Umwelteinflüsse, können sie Differenzen zur Umwelt erkennen und sich ihr gegenüberstellen, sich in ihrer eigenen Komplexität und Dynamik von der Umwelt abgrenzen. (Nur, weil sie sowohl offen als auch geschlossen sind, handelt es sich überhaupt um Systeme.)
Wer kommunizieren will, muss miteinander in Beziehung treten. So gesehen setzt Kommunikation 'Interaktion' voraus. Andererseits können wir nur wissen, dass wir wechselseitig in Beziehung getreten sind, wenn wir uns diese Tatsache irgendwie signalisiert, rückgemeldet haben. Dies aber geschieht durch Kommunikation. Interaktion setzt so betrachtet Kommunikation voraus. Natürlich setzt auch die Rückmeldung wieder Beziehungsherstellung und diese wiederum Kommunikation voraus. Berücksichtigt man, dass Beziehungsherstellung und Interaktion - zumindest in sozialen Gemeinschaften - zusätzlich immer auch soziale Ziele verfolgen, so haben wir einen zirkulären Zusammenhang zwischen drei Faktoren.

Kommunikation verläuft als zirkulärer und paradoxer Prozess - deshalb benötigen wir ein mehrdimensionales Konzept: Kommunikation 3D, dreischleifiger Knoten ... - und ist selbst wieder in paradoxer Weise mit der kulturellen Umwelt verknüpft.
 

Kommunikationsanalyse hat paradoxe Ziele, z. B. das Zusammenwirken voneinander unabhängiger Kommunikatoren zu beschreiben.

 
Für die Wissenschaftler bedeutet dies, dass sie Kommunikationssysteme erst dann gut verstanden haben, wenn sie ihre tragenden Prozesse als Paradoxien formulieren können. Wenn wir nichts Zirkuläres bemerken, müssen wir weitersuchen. Wir wissen dann, dass wir die Dynamik der Systeme noch nicht verstanden haben. Für uns als Kommunikatoren bedeutet es, dass auftauchende Zirkularität ein Indiz dafür ist, dass unser Gespräch ein System gebildet hat, autonom geworden ist. Dies kann auch bedeuten, dass es sich schließt, zu einem Abschluss gekommen ist.
Kulturelle Kommunikation wird aber nicht nur von Paradoxien bewegt, sie ist auch ambivalent.

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