Excerpt Human Vision - Vorrang für den Menschen

 

 
Aus: Forum Informationsgesellschaft: Netzwerke für Menschen und Gemeinschaften. Die Informationsgesellschaft zum Vorteil der Europäischen Union nutzen. Erster Jahresbericht des Forums für die Informationsgesellschaft an die Europäische Kommission, Juni 1996.
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Das Forum ist der festen Überzeugung, daß die Souveränität in der Informationsgesellschaft bei den Menschen liegen muß – ihre Präferenzen müssen über Ziele und Anwendungen der neuen Techniken bestimmen. Daraus folgt, daß wir die Menschen dazu befähigen müssen, Herren und nicht Knechte der neuen Technik zu sein.

Das Forum möchte diesen Imperativ mit den Chancen verknüpfen, welche die neuen Techniken für eine Stärkung der Unionsbürgerschaft bedeuten. Die Informationsgesellschaft wirft neue Fragen zu Bürgerrechten und demokratischen Werten auf; wir möchten sie auf einer gemeinsamen europäischen Basis gelöst sehen.

Das Ergebnis unserer Überlegungen läßt sich um sechs Vorschläge gruppieren:

1. Der Umwälzungsprozeß hat so an Dynamik gewonnen, daß die Menschen nur Schritt halten können, wenn die Informationsgesellschaft zur „lebenslangen Lerngesellschaft“ wird. Um unsere Wettbewerbsposition zu erhalten und auszubauen, müssen wir unsere Kenntnisse und Fähigkeiten ständig den wechselnden Anforderungen unserer Arbeitsplätze anpassen, wo auch immer dieser sich befinden mag. Fähigkeiten und Talente werden aber auch bessere Entfaltungsmöglichkeiten vorfinden, da die Lerngesellschaft noch nie dagewesene Gelegenheiten zur persönlichen Entwicklung und Erfüllung bieten wird.
2. Niemand sollte von der Informationsgesellschaft ausgeschlossen werden: Wir dürfen nicht zulassen, daß in Europa oder anderswo eine Klasse von Informationen „nicht habenden“ und „nicht wollenden“ entsteht.
3. Die Staaten sollten sich für die elektronische Bereitstellung von öffentlichen Diensten und damit eine breit angelegte Verbesserung der Lebensqualität ihrer Bürger engagieren.
4. Unsere Demokratien sehen sich neuen Chancen und Risiken gegenüber: Wir können sie mit neuem Leben erfüllen, wenn wir die Menschen in die politische Willensbildung einbeziehen und ihnen einen besseren Einblick in das Handeln von Regierungen gewähren. Oder wir lassen zu, daß sich die Informationsgesellschaft zur „Schnüffelgesellschaft“ mit Einschränkungen der persönlichen Freiheitsrechte entwickelt – wenn wir nicht dafür sorgen, daß Grundrechte wie das Recht auf Privatsphäre und auf Schutz vor Einmischung von außen gewahrt bleiben.
5. Es sollten wesentlich mehr Anstrengungen darauf verwandt werden, den Menschen die Risiken und Chancen der Informationsgesellschaft bewußt zu machen und sie in eine Diskussion darüber einzubeziehen, wie den Herausforderungen zu begegnen ist.
6. Die Informationsgesellschaft könnte die Geburtsstätte einer Zweiten Renaissance werden, einer neuen Blütezeit von Kreativität, wissenschaftlichen Entdeckungen, kultureller Entwicklung und Weiterentwicklung des Gemeinwesens.
 
Wir müssen ein Gefühl der Dringlichkeit entwickeln - die Revolution steht vor der Tür. Die Informationsgesellschaft spielt bereits jetzt eine wichtige Rolle im Leben vieler Menschen und bei zahlreichen Wirtschaftsprozessen:

Wenn wir mit dem Computer Faxe oder E-mail versenden, stehen wir mit einem Zeh in der Informationsgesellschaft.

Wenn wir im World Wide Web surfen, stehen wir mit einem Fuß in der Informationsgesellschaft.

Wenn wir mit Kollegen über ein Netzwerk arbeiten, lernen und kommunizieren, sind wir in der Informationsgesellschaft angekommen.

Klar ist: es gibt keinen Weg zurück. Der Weg nach vorn führt nur über die richtige Einschätzung der Risiken und ihre Umwandlung in Chancen. Nur so schafft man Vertrauen in den Fortschritt.

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