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Gespräche als Medium der Selbstreflexion von Menschen und Kulturen |
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Das 19. und 20. Jahrhundert ist nicht nur die Zeit der
Industrialisierung und das heißt der Technisierung unserer Sozial- und Umweltbeziehungen,
es ist auch die Zeit der Ausdifferenzierung und Professionalisierung selbstreflexiver
Institutionen, die auf dem Gespräch von Angesicht zu Angesicht aufbauen:
Therapie, vielfältige Formen von Beratung, der reflexive Diskurs der Geistes-
und Sozialwissenschaft, die Selbstreflexion der Konversation in der Literatur
usf. und nunmehr auch in den vielfältigen gruppendynamischen Fernsehshows
(Musterbeispiel: Inselduell). Autoren wie H. P. Dreitzel und David Bohm kommen zu dem Schluss, die neuere Kulturentwicklung überhaupt als einen Prozess der Zunahme kollektiver selbstflexiver Informationsverarbeitung zu betrachten. |
Es ist klar, dass die Verbreitung selbstreflexiver Gespräche in der Gesellschaft vom Grad der Produktivität, der Entlastung von Arbeit abhängig ist. Insofern hängen Industrialisierung und selbstreflexive Dialoge miteinander zusammen. In vorindustriellen Gesellschaften blieb diese Form der Informationsverarbeitung ein Privileg von ausgewählten Schichten und Persönlichkeiten. |