Spieluhren und synthetische Musikinstrumente
   

Alle kommunikativen Netze lassen sich auch als Speicher, als Gedächtnis von Infosystemen auffassen. (Weil alle Kommunikationssysteme auch als komplexe informationsverarbeitende Systeme aufgefasst werden können.) Für die neuen Netze, die auf die Modulation von elektromagnetischen Impulsen aufbauen, müssen elektrische Speichermöglichkeiten gefunden werden.

Aber hier, wie überall, gibt es mechanische Vorläufer. In diesem Zusammenhang von einigen Interesse sind die Spieluhren, die zwar nicht menschliche Stimmen, wohl aber die Töne von Instrumenten zu imitieren in der Lage waren und sind.
 
Sie funktionieren entweder vollkommen mechanisch über Räderwerke und Hebel oder aber, wenn es um die Nachahmung von Blasinstrumenten ging, pneumatisch.

 

Abb.1 Typen der Programmsteuerung von Spieluhren
Instrumente mit gelochten Kartonstreifen oder Notenrollen als Programmträger

Für die nachfolgende Geschichte kultureller Informationsverarbeitung von herausragender Bedeutung sind die synthetischen Musikinstrumente - weit vor jeder elektrischen Orgel - weil sie in ihren Aufbau deutlich zwischen Hard- und Software trennen: Neben den "Uhrwerken" gibt es die Metallplatten und/oder -walzen, die papierenen Lochstreifen o.ä. Die Software ist hier noch ziemlich harte Materie, aber sie steuert ganz eindeutig und für jedermann offensichtlich die Manier.
Diese Spieluhren haben eine sehr lange Geschichte; das älteste und intakteste ist ein Hornwerk auf dem Hohensalzberg von 1502. Im 17. und 18. Jh. gab es viele kunstvolle Einzelstücke, z.B. die 'Musikerin' der Gebrüder Droz und J.- F. Leschot (1774), ein Ensemble, wo auch der Cembalo spielende Mensch mitmodelliert wird; aber zu einem Medium der Massenunterhaltung werden die Spieluhren erst im 19. Jh. Es ist die Hochzeit der Walzenklaviere und Drehorgeln aus den Schwarzwäldern u.a. Werkstätten.

Abb.: Concert - Orchestreon
 

 

 

www.kommunikative-welt.de Geschichte ©Michael Giesecke