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Die Umwandlung von Unwahrscheinlichkeit in Wahrscheinlichkeit (NLP Frage-Modell) |
Bei allen Untersuchungen über die Wahrnehmung wird letztlich - unter
verschiedenen theoretischen Blickwinkeln - dargestellt, wie unterschiedlich
Menschen ihre Umwelt wahrnehmen, gewonnene Informationen verarbeiten und
schließlich darstellen. Wenn sich selbst bei so scheinbar einfachen und
klaren Worten wie "Feder" völlig unterschiedliche Vorstellungen
bei verschiedenen Menschen zeigen, so erscheint Kommunikation im Sinne
von Parallelverarbeitung von Information als sehr unwahrscheinlich. Andererseits
muss man sich angesichts der alltäglichen Erfahrung, dass Kommunikation
doch meistens gelingt und wir uns relativ problemlos mit unseren Mitmenschen
verständigen können, fragen, wie wir es in Anbetracht der oben gezeigten
Unwahrscheinlichkeit eigentlich schaffen, diese immer wieder in Wahrscheinlichkeit
zu verwandeln. Das gesellschaftliche Mittel der 'Standardsprache' bietet, wie diverse Beispiele und Übungen (z. B. 'Kontrollierter Dialog') zeigen, keine hinreichende Sicherheit dafür, dass auch nur zwei Beteiligte genau das Gleiche denken oder meinen, wenn sie das gleiche Wort benutzen. Zur Verständigung in kommunikativen Situationen von Angesicht zu Angesicht greifen wir im Wesentlichen auf zwei Mittel zurück, um Verständigung trotz aller Unklarheiten und Risiken zu erreichen. Die erste Methode besteht darin, die Lücken, Unklarheiten und Mehrdeutigkeiten, die jede uns entgegengebrachte Äußerung enthält, selbst aufzufüllen, zu ersetzen oder auszugleichen. Dieses tun wir nicht nur meist unbewusst, sondern auch mit einer solchen Geschwindigkeit, dass wir den Prozess des 'Auffüllens und Ergänzens' als solchen gar nicht wahrnehmen, sondern denken, wir hätten 'lediglich wahrgenommen'. Bei diesen Komplettierungen der Äußerungen eines Sprechers durch den Hörer, der Bildung von Bedeutungszuschreibungen, setzten die Beteiligten darauf, dass die Bedeutungen, die der Hörer zuschreibt, zumindest ungefähr denen entsprechen, die der Sprecher gemacht hat. Entsprechend seinen Zuschreibungen reagiert der Hörer, formuliert wiederum seinen Beitrag und kann dann an der Reaktion erkennen, ob seine Bedeutungszuschreibung 'richtig', d. h. identisch mit der seines Gegenübers war. In den meisten alltäglichen Kommunikationssituationen funktioniert dieses Prinzip reibungslos; selbst wenn einmal eine unterschiedliche Ergänzung von A und B vorgenommen wird, kann dieses Missverständnis zumeist unproblematisch behoben werden. Als einfaches Beispiel eine Situation am Tisch: A : "Reichst Du mir das mal rüber?" B vervollständigt den Satz, ersetzt "das" durch "Salz" und hält A das Salz hin. An der Reaktion von A erkennt er, ob er mit seiner Ergänzung richtig lag: A nimmt das Salz entgegen (richtig) oder (falsch) "Nein, das Brotmesser bitte!" Es gibt allerdings viele Kommunikationssituationen, wo es günstig ist, die Beiträge des Gegenübers nicht aus der eigenen Welt und Geschichte 'aufzufüllen', sondern eine möglichst getreue Abbildung der Gedanken und Wahrnehmungen des Gegenübers zu erhalten. Etwa in Verkaufs- und Beratungs- oder in Konfliktgesprächen ist es maßgebend für den Erfolg der Kommunikation, dass die Beteiligten die Informationen im eigentlichen Sinne parallel verarbeiten, also die gleichen Repräsentationen der Umwelt erzeugen. Für einen Verkäufer z. B. ist es wichtig, genau zu wissen, welche Vorstellungen der Kunde mit dem Begriff 'pflegeleicht' verbindet, wenn er ihm eine Pflanze verkaufen will, die wirklich dessen Vorstellungen und Pflanzenkenntnissen entspricht. Das übliche Mittel zur Ermittlung fehlender Informationen sind Fragen. Wenn es gilt, die Programme eines Gegenübers möglichst genau und konkret zu ermitteln, gilt es, solche Fragen zu stellen, die helfen, die Lücken, Unklarheiten etc. der Aussagen aufzudecken und zu hinterfragen. |