Schema Arbeitsbogen zur Erkundung des individuellen Gesprächsstiles
 
Lesen Sie bitte jeweils einen Gesprächsausschnitt durch, und kreuzen Sie dann von den 5 zur Auswahl stehenden Erwiderungen die Erwiderung an, die Sie am ehesten geben würden. Bitte überlegen Sie nicht zu lange, denn der Gesprächspartner wartet auf Ihre Antwort.
 

Eine 28jährige Frau:

"Und das ist überhaupt das ganze Problem gewesen, wirklich, in meinem ganzen Leben, dass mir kein Mensch irgendetwas zugetraut hat. Noch nie, das war, mhm, immer schon früher so. Jetzt bin ich heute wieder furchtbar am Jammern, aber, mhm ..."

Erwiderungen:

¨  A  Ja, das muss wirklich schlimm gewesen sein, aber "Kopf hoch", Sie werden es den anderen schon noch zeigen.
¨  B  Es wird Zeit, dass Sie darüber hinwegkommen, was früher war. Sie müssen jetzt einfach versuchen, Schritt für Schritt mehr Selbstbewusstsein zu erlangen.
¨  C  Irgendwie macht Sie das furchtbar traurig, wenn Sie daran denken, dass man Ihnen da nie was zugetraut hat.
¨  D  Gab es da wirklich niemanden, der Sie richtig anerkannt hat? Weder in der Familie noch später im Beruf?
¨  E  Sie sollten wirklich nicht so viel jammern. Es gibt genug Leute, die haben es um einiges schwerer.

Ein 16jähriger Junge:

"Ja, und da gibt es eben sehr viele, die mich nicht mögen, einfach so. Dabei kennen sie mich eigentlich kaum. Ich weiß gar nicht, wieso das so ist."

Erwiderungen:

¨  A  War das schon immer so? Gibt es da wirklich niemanden, der dich mag?
¨  B  Versuch doch einfach mal, auf die anderen zuzugehen. Womöglich stellst du fest, dass die anderen dich gar nicht so ablehnen wie du denkst.
¨  C  Du solltest nicht so viel 'rumgrübeln', ob die anderen dich nun mögen oder nicht. Dadurch kapselst du dich doch nur immer mehr ab. Das ist das Verkehrteste, was du tun kannst.
¨  D  Nimm das doch nicht so tragisch. Die werden ihre Ansichten schon noch ändern.
¨  E  Das beschäftigt dich ziemlich stark, warum du so abgelehnt wirst.

Ein 21jähriger Mann:

"Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll. Ich weiß nicht, ob ich zu meiner Frau zurückkehren soll, aber mir fällt alles so auf den Wecker. Himmel, regt mich das auf. Das halte ich doch nicht länger aus."

Erwiderungen:

¨  A  Vielleicht sehen Sie das nur jetzt momentan so schwarz. Meist kann man sich ja doch irgendwie wieder zusammenraufen.
¨  B  Da werden Sie wütend bei dem Gedanken, wieder zurückzukehren.
¨  C  Dann wäre es wirklich das beste, Sie trennen sich und gewinnen erst einmal Abstand von der ganzen Geschichte.
¨  D  Ich glaube, solange Sie so schnell aufbrausen, werden Sie nie eine harmonische Beziehung aufbauen können.
¨  E  Haben Sie sich mit Ihrer Frau schon mal richtig ausgesprochen?

Ein 16jähriger Junge:

"Ich kann mich eigentlich nie, mhm, nie spontan über etwas freuen. Und wenn ich bei einem Fußballspiel bin und die Leute springen so auf und jubeln, dann denke ich mir: Warum geraten die so aus dem Häuschen? Das ist doch irgendwie lächerlich."

Erwiderungen:

¨  A  Du fühlst dich dann so draußen vor.
¨  B  Man muss sich auch irgendwie freuen können. Du darfst das bloß nicht so krampfhaft zurückhalten.
¨  C  Gibt es gar nichts, was dir Spaß macht? Überhaupt nichts? Denk doch mal genau nach.
¨  D  Nimm das nicht so schwer, sicher gibt es doch irgendwelche Sachen, bei denen du dich doch mal ganz unvermutet freuen kannst. Es muss ja nicht gerade beim Fußball sein.
¨  E  Geh doch mal mit Freunden in einen lustigen Film oder mach mit ihnen irgendeine Fahrt ins Blaue. Meist steckt Fröhlichkeit doch irgendwie an.

Eine 24jährige Frau:

"Ich glaube, das Ganze liegt einfach daran, dass ich viel zu wenig Lebenserfahrung oder Selbstbewusstsein, einfach zu wenig Erfahrung habe. Weil ich immer irgendwie abgekapselt war."

Erwiderungen:

¨  A  Sie müssen versuchen, aus dieser Isolierung 'rauszukommen'. Sie werden sehen, dann werden Sie automatisch mehr Erfahrungen sammeln. Sie müssen nur mal den ersten Schritt tun.
¨  B  Warum haben Sie sich denn immer so zurückgezogen?
¨  C  Das ist natürlich ganz schlecht, wenn man so zurückgezogen lebt.
¨  D  So dass Sie sich jetzt anderen irgendwie unterlegen fühlen.
¨  E  Glauben Sie mir, das geht vielen so wie Ihnen. Wer ist denn schon wirklich richtig selbstsicher? Das ist doch meist nur eine Fassade.

Eine 28jährige Frau:

"Und die ganze Zeit, mhm, fahre ich nun also jedes Wochenende 100 km in diese Stadt und arbeite dort als Bedienung. Aber ... ich, ich hasse diese Arbeit. Manchmal denke ich: das machst du nicht mehr lange mit."

Erwiderungen:

¨  A  Das ist sicher furchtbar für Sie. Aber wenn Sie daran denken, wie viele heute überhaupt keine Arbeit haben. Da haben Sie es dann vielleicht doch gar nicht so schlecht.
¨  B  Wenn Sie diese Arbeit so furchtbar hassen, dann hören Sie doch einfach auf. So machen Sie sich nur kaputt.
¨  C  Das kostet Sie jedes Mal eine furchtbare Überwindung, dorthin zu fahren.
¨  D  Haben Sie wirklich nichts Besseres gefunden? Haben Sie wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft?
¨  E  Sie sollten sich nicht beklagen. Andere Leute würden sonst was dafür geben, wenn sie noch so eine zusätzliche Einnahmequelle hätten.

Eine 24jährige Frau:

"Alles, was da beim Betriebsausflug auf der Rückfahrt im Bus so hinter mir geredet worden ist, alles, auch wenn es noch so undeutlich war, alles habe ich irgendwie als Anspielung aufgefasst. Immer, die ganze Zeit, habe ich gedacht, die machen sich über dich lustig, die reden über dich. Weil du den ganzen Tag fast nichts gesagt hast."

Erwiderungen:

¨  A  Das dürfen Sie nicht so tragisch nehmen. Die haben ganz bestimmt über etwas völlig anderes geredet.
¨  B  Sie dürfen nicht immer alles auf sich beziehen. So kommen Sie nie weiter. Die haben doch bestimmt etwas Besseres zu tun, als pausenlos über Sie zu reden.
¨  C  Vertrauen Sie sich doch einmal einer Kollegin an. Einer Kollegin, bei der Sie das Gefühl haben, dass die Sie verstehen könnte. Und erzählen sie ihr, dass es Ihnen einfach furchtbar schwer fällt, so aus sich heraus zugehen.
¨  D  Das ist jetzt noch eine Qual für Sie, wenn Sie daran denken.
¨  E  Sind Sie immer so still? Ziehen Sie sich auch sonst immer sehr gerne zurück?

Eine 24jährige Studentin:

"Ich habe z. B. die ganzen 10 Semester viel getan. Ich war die ganzen Semester im Studentenheim und habe Tag für Tag immer gearbeitet, sogar sonntags. Die, die neben mir gewohnt haben, die haben eben Samstag, Sonntag nichts gemacht, die haben sich immer gewundert, dass ich das durchhalten kann. Aber, im Grunde genommen habe ich nämlich, mhm, ich habe zwar viel Wissen irgendwie aufgeschrieben, ich hab immer alles aufgeschrieben und gesammelt, aber ich habe mir nichts gemerkt. Und jetzt stehe ich eben da und weiß eigentlich ziemlich wenig. Ich habe alles immer nur aufgeschrieben, ziemlich genau alles, viel zu genau eigentlich."

Erwiderungen:

¨  A  Jetzt kommt Ihnen diese jahrelange Schufterei ziemlich sinnlos vor.
¨  B  Das sehen Sie jetzt sicher nur im Moment so kritisch. Wenn Sie jahrelang so gearbeitet haben, dann wird doch sicher eine ganze Menge 'hängengeblieben' sein.
¨  C  Wissen Sie denn so genau, dass Sie jetzt noch so viele Lücken haben?
¨  D  Das war dumm. Sie hätten doch unbedingt mal mit anderen aus Ihrem Semester sprechen sollen, wie die lernen. Dann hätten Sie schnell gemerkt, dass es sich z. B. in einer Arbeitsgruppe viel besser lernen lässt.
¨  E  Kaufen Sie sich doch einmal ein Buch über Lerntechniken. Das würde ich Ihnen empfehlen. Da lernen Sie, intensiv und zugleich rationell zu arbeiten, so dass Sie nachher wirklich etwas wissen, sich aber auch gleichzeitig viel mehr Freizeit leisten können.

 


 
Nach: Sabine Weinberger: Klientenzentrierte Gesprächsführung - Eine Lern- und Praxisanleitung für helfende Berufe. Weinheim/Basel 1990
 
Schema: Auswertungsbogen zur Übung 'Einfühlendes Verstehen und klientenzentrierte Gesprächsführung'    Übung: Einfühlendes Verstehen und klientenzentrierte Gesprächsführung (Rogers)
 

 

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